Die Deutsche Alpenstraße (Teil 2) - ein Reisebericht

Mit dem Wohnmobil über die Deutsche Alpenstraße  - von Garmisch-Partenkirchen bis nach Berchtesgaden

Nachdem wir im Frühjahr den ersten Teil der Alpenstraße von Lindau bis Garmisch gefahren sind (Reisebericht: Mit dem Wohnmobil durch das Allgäu), machen wir uns Anfang September auf um den zweiten Teil bis zum Königssee / Berchtesgaden zu erkunden.

Die Wetterprognose für die nächsten zwei Wochen am Alpenrand ist ziemlich durchwachsen, von warmen Sommertagen bis zu ersten Wintereinbrüchen wird so alles vorhergesagt. Bei gutem Wetter wollen wir in den Bergen wandern, für schlechtere Tage liegen genügend sehenswerte Orte entlang der Route.

Rund 300 km führt die Deutsche Alpenstraße von Garmisch bis zum Königssee, meist über kleinere Landstraßen durch die Voralpen oder am Alpenkamm entlang.

Wir freuen uns auf kleine Bergdörfer, herrliche Wanderungen und natürlich auf den Nationalpark Berchtesgaden. Auf dem Hinweg machen wir einen Stop am Ammersee beim Kloster Andechs, für den Rückweg ist eine Route über den Chiemsee / Altmühltal geplant.

Mittenwald

Gegen Mittag sind wir in Mittenwald und finden einen Platz auf dem Wohnmobilstellplatz im Ortszentrum am Bahnhof. Die Altstadt ist wirklich hübsch und sehenswert, es erinnert ein wenig an Wangen im Allgäu, nur kleiner. Nicht nur die historischen Häuser sind mit Lüftelmalereien verziert, auch die neueren Gebäude am Rande passen sich dem Gesamtbild an. Wir schlendern durch die Gassen und genießen das schöne Wetter in einem der zahlreichen Cafés. Überall sitzen Wanderer oder Radfahrer nach ihren Tagestouren zusammen, man sieht kaum hochgestylte Touristen, sportlich geht es hier zu.

In der Nacht setzt Regen ein und wir verlassen am nächsten Morgen den Ort im strömenden Regen unter einer dicken Wolkendecke.

Benediktbeuren

Vorbei am Kochelsee ist unser nächster Stop das über 1.250 Jahre alte Kloster Benediktbeuren. Im ehemaligen Benedektiner Kloster lebt heute die Ordensgemeinschaft Salesianer Don Boscos. Die Basilika, Kreuzgang, Kräutergarten und Kloster Laden und Café lassen die Klostergeschichte lebendig werden. Wir wandeln durch die alten Gemäuer, machen einen Stop im Klosterladen (liebevoll eingerichtete Buchhandlung nicht nur mit spiritueller Lektüre) und natürlich ein Rundgang durch die Basilika.

 

Bad Tölz

Hinter Benediktbeuren verlassen wir das Loisach Tal und fahren auf der Deutschen Alpenstrasse weiter nach Bad Tölz. Der Wohnmobilstellplatz liegt zentrumsnah direkt an der Isar. Ein großer Schotterparplatzn ohne Strom, dafür aber mit Ver- und Entsorgungsstation, nur eine handvoll Wohnmobile stehen auf dem riesigen Platz.

Es hat inzwischen aufgehört zu regnen und wir machen einen Stadtbummel durch die Altstadt. Die alten Häuser, verziert mit typischen Malereien, und schöne Innenhöfe lassen den Nachmittag schnell vergehen. Eine sehenswerte Stadt , auch wenn sie nicht ganz an den Charme des viel kleineren Mittenwald herankommt.

Den Abend verbringen wir mit Pasta im Wohnmobil. Beim Stellplatz Nachbar gab es Pizza, die hatten kurzerhand ein Pizza Taxi bestellt. Das muss ich mir merken ...

Aschau / Kampenwandbahn

Die Tour führt uns weiter über eine kleine Landstraße durch die Berge bis wir das Inntal kurz vor Kufstein erreichen. Es geht nun ein ganzes Stück entlang des Inns und der A 93 bis nach Brannenburg. Hier queren wir den Inn und verlassen damit die Bayrischen Alpen - willkommen im Chiemgau. Die deutsche Alpenstraße ist in diesem Bereich nicht wirklich spektakulär, durch kleinere Ortschaften geht es weiter nördlich bis auf Sichtweite der A 8. Inzwischen ist das Wetter etwas freundlicher geworden, aber von Sonnenschein noch weit entfernt.

Gegen Mittag stehen wir in Aschau auf dem Parkplatz der Kampenwandbahn. Wir blicken hinauf zum Gipfel und sind ziemlich gefrustet, da dort oben auch nichts als Nebel ist ... Die Bergtour können wir uns sparen, keine Chance dort irgendwas zu sehen, schon gar nicht die erhoffte Aussicht über den Chiemsee...

Da inzwischen auch der freundliche Herr der die Parkplatzgebühr kassiert zusammenpackt, wird uns klar das die erhoffte Wetterbesserung weit entfernt ist. Schweren Herzens streichen wir den nächsten Gipfel von unserer Tourplanung und entscheiden uns bis Reit im Winkel durchzufahren. Dort könnten wir uns den Ort ansehen und im Tal etwas wandern ...

Reit im Winkel

In Bernau am Chiemsee biegt die Deutsche Alpenstraße wieder Richtung Süden in die Berge ab. Den Chiemsee wollen wir evt. auf der Rückfahrt als Zwischenstopp besuchen, bei dem trüben Wetter heute ist das auch nicht wirklich einladend. Je weiter wir in die Berge fahren um so näher kommen wir auch die Wolkendecke.

Wir nehmen den Stellplatz in Reit im Winkel, die Kritiken sind höchst unterschiedlich und so versuche ich erst gar nicht die Ver- und Entsorgungs Station zu benutzen oder nach Duschen zu sehen. Es ist noch trocken und so laufen wir Richtung Reit im Winkel. 20 Minuten Fußweg und man steht im Zentrum, dichter Regen setzt ein.

Wir umkreisen einmal die stark befahrene Ortsmitte und suchen dann Zuflucht auf  der überdachten Terrasse eines Rock Cafés. Hier werden wir nicht nur freundlich bedient, wir können sogar unsere Musikwünsche äußern. Ich überlege noch kurz ob ich mir "Let the Sunshine In" wünsche ...

Zurück zum Stellplatz laufen wir durch den Regen und überlegen zum ersten mal ob wir die Tour abbrechen sollen. Aber was wäre die Alternative? Auf der Alpensüdseite regnet es genauso wie hier, nur das es dort ein paar Grad wärmer ist. Komplett aus den Alpen abzureisen und in den trockeneren Norden Deutschland zu wechseln ist für uns auch keine wirkliche Option, da wir nun kurz vor dem Nationalpark Berchtesgaden sind. Also beschließen wir auszuharren und bereits morgen Ramsau anzufahren, um möglichst jede trockene Stunde ausnutzen zu können.

Die deutsche Alpenstraße führt hinter dem Abzweig zur Winklmoosalm an ein paar malerischen Seen mit Alpenpanorama vorbei. Bei wärmern Temperaturen wären das Traumplätze zum Schwimmen oder einfach nur faul am Wiesenufer zu liegen. Heute ist es trüb und nass und nach einem kurzem Halt fahren wir weiter. 

Hinter den Sportstätten von Ruhpolding verlassen wir die Alpenstraße und zweigen nach Inzell ab. Wenn schon keine Berge wollen wir zumindestens das Inzeller Moor sehen. Wir wandern den abwechslungsreichen ca. 10 km langen Moorerlebnispfad, viele Schilder und Stationen erklären die einzigartige Moorlandschaft mit samt Pflanzen und Tierwelt.

Von Inzell fahren wir zurück zur Deutschen Alpenstraße und machen einen größeren Sprung nach Ramsau. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, immer wieder gibt es reizvolle Ausichten auf die Berge und in tiefe Schluchten. In Ramsau besorgen wir uns noch ein paar Lebensmittel im kleinem Dorfladen und steuern dann den Campingplatz Simonhof etwas ausserhalb vom Ort an. Zu Fuß geht es Abends zum nahe gelegenem Gasthof Baltram, der mehr einen Hüttencharakter ausstrahlt. Überraschender Weise ist der Gasthof voll und wir bekommen noch einen letzten Platz an einem bereits halb belegtem Tisch.

Trotz aller Beteuerungen von unseren Tischnachbarn fand wir das Essen nur durchschnittlich, es war völlig ok aber auch kein echtes Highlight. Wie auch, bei der Masse an Menschen...

Wir fahren weiter in das nahe gelegene Schönau am Königsee und schlagen dort unser Quartier für die nächsten Tage auf. Der Campingplatz Gafenlehen liegt ruhig in einer Senke, ist aber nur ein paar hundert Meter vom See entfernt. Der freundliche Platzwart versorgte uns bei der Ankunft mit allen möglichen Informationen, so das wir uns eigentlich den obligatorischen Gang zur Touristinfo sparen können.

Wir sind natürlich neugierig auf den See und laufen kurze Zeit später auch schon los. Vorbei am Großparkplatz treffen wir auf die ersten Buden und haben ein Déjà-vu. Wer den Tittisee im Schwarzwald kennt, weiß wie es am Königssee aussieht, jedenfalls fast. Was dem Schwarzwälder die Kuckuksuhr ist, scheint dem Schöngauer die Murmeltiersalbe zu sein ..... oder so ähnlich.Ansonsten riehen sich hier die Touristenläden und Restaurants aneinander, bis man zum See vorgedrungen ist. Dazwischen ist noch ein Intersport, in dem ich im Ausverkauf eine Wanderhose erstehe. Im Vergleich zu den dicken Baumwoll Cargohosen sollen diese ja nach Regen schneller trocknen, und wer weiß wie oft wir noch nass werden ...

Am See brechen wir schnell aus dem Touristen-Geschehen aus und machen den Spaziergang zum Malerwinkel. Bereits nach ein paar Metern haben wir die asiatischen Reisegruppen hinter uns gelassen und bekommen noch ein paar Getränke im Café am Malerwinkel. Die Aussciht auf den See ist wirklich schön,gegenüber liegt der Watzmann, den ganzen See kann man von hier gar nicht erspähen.

Abends hocken wir noch in dem einfachen Restaurant am Campingplatz und schmieden Pläne für die nächsten Tage.

Wir machen an der Fischunkelalm kurz Rast, ein Bier und Spezi, die Scheibe Landbrot mit Frischkäse und Schnittlauch zu 4 Euro konnten wir uns verkneifen. Ab der Alm läuft man noch eine halbe Stunde bis zum Ende des Tals und steht dann vor dem Röthbachfall. Imposante Wasserfälle stürzen sich rechts und links ins Tal, angeblich die höchsten Deutschlands, aber das behaupten viele.  Eine interessante Naturerscheinung ist dort, das das Wasser der Fälle in dem Talkessel wieder versickert und unterirdisch in den Obersee fließt. 

Am Nachmittag laufen wir zurück zum Bootsanleger, inzwischen ist es richtig voll auf der Strecke. An den Engstellen entlang des Obersees müssen wir immer wieder warten, um entgegenkommende Gruppen durchzulassen. Inzwischen ist mir auch klar, warum der frühe Morgen für den Obersee empfehlenswert ist. Es ist deutlich ruhiger und die Sonne steht noch im Tal.

Wir nehmen das nächste Boot und steigen in St. Bartholomä aus. Eben noch auf schmalen Wanderpfaden ist hier der pure Massentourismus. Wir essen Käsespätzle im Biergarten und laufen eine Runde über die kleine Landzunge. Etwas abseits von Kirche und Biergarten flanieren nur noch wenige Besucher am Seeufer oder genießen die Sonnenbad auf der Wiese, weiter im Wald und am Nationalparkhaus treffen wir kaum noch Menschen.

Mit einem der letzten Boote kehren wir zurück nach Schönau. Die Tour ist ein unbedingtes muss bei einem Besuch des Königssees, am besten mit den ersten Schiffen morgens starten und Wochenenden und Hauptsaison meiden ....

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