Deutsche Alpenstraße - Teil 2

Die Deutsche Alpenstraße (Teil 2) - ein Reisebericht
Mit dem Wohnmobil über die Deutsche Alpenstraße - von Garmisch-Partenkirchen bis nach Berchtesgaden
Nachdem wir im Frühjahr den ersten Teil der Alpenstraße von Lindau bis Garmisch gefahren sind (Reisebericht: Mit dem Wohnmobil durch das Allgäu), machen wir uns Anfang September auf um den zweiten Teil bis zum Königssee / Berchtesgaden zu erkunden.
Die Wetterprognose für die nächsten zwei Wochen am Alpenrand ist ziemlich durchwachsen, von warmen Sommertagen bis zu ersten Wintereinbrüchen wird so alles vorhergesagt. Bei gutem Wetter wollen wir in den Bergen wandern, für schlechtere Tage liegen genügend sehenswerte Orte entlang der Route.
Rund 300 km führt die Deutsche Alpenstraße von Garmisch bis zum Königssee, meist über kleinere Landstraßen durch die Voralpen oder am Alpenkamm entlang.
Wir freuen uns auf kleine Bergdörfer, herrliche Wanderungen und natürlich auf den Nationalpark Berchtesgaden. Auf dem Hinweg machen wir einen Stop am Ammersee beim Kloster Andechs, für den Rückweg ist eine Route über den Chiemsee / Altmühltal geplant.
Kloster Andechs
Samstag - 1. Tag
Wir starten gegen Mittag, Köln - Frankfurt - Mannheim - Stuttgart - Ulm. Unzählige Autobahnkilometer liegen vor uns und es ist sommerlich heiß. Trotz Klimaanlage sehne ich mich schon am Kölner Ring nach einer erfrischenden Dusche. Erst spät am Abend als die Sonne im Rückspiegel untergeht wird es angenehm kühler.
Wir verlassen die A 96 am Ammersee und fahren durch die Dunkelheit nach Herrsching am Ammersee. Die Nacht ist pechschwarz, nur hin-und-wieder erhellen ein paar Boote den See.
Unser Navi führt uns über eine schmale Straße durch zahlreiche Serpentinen zum Kloster hinauf, kaum vorstellbar das dies die normale Route sein soll, bei Gegenverkehr muss einer in den Straßenrand ausweichen. Endlich sehen wir in der Dunkelheit die beleuchteten Turmspitzen und biegen kurz darauf auf den Parkplatz ein.
Auf dem großen Parkplatz stehen im hinteren Bereich geschätzt 30 Wohnmobile, wir parken für die eine Nacht irgendwo dazwischen. Das Parkticket gibt es für 14 Euro am Parkscheinautomat, inkl. 3,40 € Verzehrgutschein in der Klostergastronomie.
Wir schlendern noch über das Klostergelände in der Hoffnung unseren Gutschein in ein kühles Bier tauschen zu können, aber hier hat bereits alles geschlossen.
Details zum Stellplatz: Wohnmobilstellplatz Kloster Andechs
Vom Ammersee nach Mittenwald
Sonntag - 2. Tag
Der Tag beginnt sonnig und wir machen uns nochmal auf um den "heiligen Berg" von Kloster Andechs zu erkunden. Aber auch bei unserem morgendlichen Rundgang will sich nicht so ein richtiger WOW Effekt einstellen. Bier und Schnaps werden auch in anderen Klöstern gebraut, ich hatte hier irgendwie mehr erwartet ...
Einen Ausblick auf den Ammersee hat man vom Kloster nicht, dazu muss man den Weg nach Herrsching laufen. Da Andechs für uns nur ein Zwischenstop ist, zieht es uns weiter.
Wir fahren zunächst runter zum See und machen am Ufer eine Kaffee Pause. Standup Paddler ziehen ihre Kreise, ein paar Radfahrer kommen vorbei - es ist noch recht früh und ein leichter Nieselregen setzt ein. Von hier geht über Landstraßen immer weiter südlich, mit jedem Kilometer rücken die Alpen näher. Garmisch-Partenkirchen war die letzte Station unserer Tour im Frühjahr, so fahren wir diesmal nur durch Partenkirchen mit dem üblichen Stau und biegen endlich auf die Deutsche Alpenstraße ein.
Mittenwald
Gegen Mittag sind wir in Mittenwald und finden einen Platz auf dem Wohnmobilstellplatz im Ortszentrum am Bahnhof. Die Altstadt ist wirklich hübsch und sehenswert, es erinnert ein wenig an Wangen im Allgäu, nur kleiner. Nicht nur die historischen Häuser sind mit Lüftelmalereien verziert, auch die neueren Gebäude am Rande passen sich dem Gesamtbild an. Wir schlendern durch die Gassen und genießen das schöne Wetter in einem der zahlreichen Cafés. Überall sitzen Wanderer oder Radfahrer nach ihren Tagestouren zusammen, man sieht kaum hochgestylte Touristen, sportlich geht es hier zu.
In der Nacht setzt Regen ein und wir verlassen am nächsten Morgen den Ort im strömenden Regen unter einer dicken Wolkendecke.
Walchen- und Kochelsee
Von Mittenwald über Walchen- und Kochelsee, Benediktbeuren bis Bad Tölz
Montag - 3. Tag
Der Tag beginnt trüb und es ist Montag - vielleicht sind das die besten Voraussetzungen entlang des Walchen- und Kochelsees zu fahren. An schönen Wochenenden ziehen hier die Autokolonnen entlang ohne das man dem Chaos Herr werden kann. Ich habe einige Berichte darüber gelesen, und wenn nur ein Bruchteil davon wahr ist, dann meidet diesen Abschnitt am Samstag oder Sonntag...
Die Landschaft ist grandios, auch bei dem Wolken verhangen Himmel zeigen sich immer wieder reizvolle Ansichten auf die Seen. Doppelte Mittellinien auf der Straße samt Plastikkegel und Straßenwellen lassen den Wochenendansturm auf den kleinen Bergstraßen erahnen. Mangels Ausblick bei dem trüben Wetter machen wir halt am Wasserkraftwerk am Kochelsee. Über 6 Röhren donnert das Wasser vom Walchensee hier herunter und in wird in Strom gewandelt. Die eindrucksvolle Turbinenhalle kann samt Ausstellung kostenlos besichtigt werden, unbedingt besuchen. Das Kraftwerk ist auch nur ein kurzer Abstecher von der Deutschen Alpenstraße entfernt.
Benediktbeuren
Vorbei am Kochelsee ist unser nächster Stop das über 1.250 Jahre alte Kloster Benediktbeuren. Im ehemaligen Benedektiner Kloster lebt heute die Ordensgemeinschaft Salesianer Don Boscos. Die Basilika, Kreuzgang, Kräutergarten und Kloster Laden und Café lassen die Klostergeschichte lebendig werden. Wir wandeln durch die alten Gemäuer, machen einen Stop im Klosterladen (liebevoll eingerichtete Buchhandlung nicht nur mit spiritueller Lektüre) und natürlich ein Rundgang durch die Basilika.
Bad Tölz
Hinter Benediktbeuren verlassen wir das Loisach Tal und fahren auf der Deutschen Alpenstrasse weiter nach Bad Tölz. Der Wohnmobilstellplatz liegt zentrumsnah direkt an der Isar. Ein großer Schotterparplatzn ohne Strom, dafür aber mit Ver- und Entsorgungsstation, nur eine handvoll Wohnmobile stehen auf dem riesigen Platz.
Es hat inzwischen aufgehört zu regnen und wir machen einen Stadtbummel durch die Altstadt. Die alten Häuser, verziert mit typischen Malereien, und schöne Innenhöfe lassen den Nachmittag schnell vergehen. Eine sehenswerte Stadt , auch wenn sie nicht ganz an den Charme des viel kleineren Mittenwald herankommt.
Den Abend verbringen wir mit Pasta im Wohnmobil. Beim Stellplatz Nachbar gab es Pizza, die hatten kurzerhand ein Pizza Taxi bestellt. Das muss ich mir merken ...
Sylvenstein Stausee
Dienstag - 4. Tag
Endlich kein Regen mehr und so sind wir am Morgen nochmal in die Altstadt von Bad Tölz gelaufen. Ein zweiter Kaffee in einem der Cafés in der Vormittagssonne weckte unsere Lebensgeister. Weit wollten wir heute nicht fahren, unser Ziel war der Sylvenstein Stausee, lt. Karte sollte es dort einen Stellplatz geben. Wir wählten die malerische Nebenstrecke die bis Lenggries durch kleine Dörfer führte.
Am Sylvenstein Stausee biegen wir nach Fall von der Hauptroute der Deutschen Alpenstraße ab und finden den ausgewiesenen Übernachtungsparkplatz mitten im Wald. All die, für die eine Stromsäule und Satelitenempfang wichtig sind, werden hier nicht glücklich, aber sonst Natur pur.
Wir laufen zum See runter und entdecken einen Badestrand inmitten der Alpenkulisse. Nach einem schönem Spaziergang sitzen wir auf der Terrasse des Faller Hofs und genießen die super leckere Küche.
Die Nacht ist erwartungsgemäß ruhig und wir schlafen mit den Murmeltieren um die Wette.
Bayrischzell
Mittwoch, 5. Tag
Vom Sylvenstein Stausee führt die Deutsche Alpenstraße über den Achenpass in das Weißachtal. Die Straße quert für ein paar Kilometer nach dem Pass die österreichische Grenze. Wir machen einen Zwischenstopp im Wildbad Kreuth und machen den kurzen Spaziergang entlang der Klamm (Parkplatz Klamm/Winterstube an der Weißach Seite). Die Klamm ist nicht wirklich spektakulär, der Weg führt oberhalb vorbei und die Strecke sind keine 500 Meter. Als Pause grade recht und so fahren wir weiter zum Tegernsee.
Der Tegernsee wird ja oft mit oberitalienischen Seen verglichen, und mir fällt sofort der Gardasee ein - außenrum stockender Verkehr und in der Mitte Wasser. *Ironie Off* Uns nervt der Stop-and-go Verkehr nur und wir sind froh als die Deutsche Alpenstraße abzweigt. Danach geht es recht unspektakulär am Schliersee vorbei weiter.
Unser Tagesziel Bayrischzell erreichen wir am frühen Nachmittag. Irgendwie habe ich bei der Planung etwas übersehen, die Zahnradbahn zum Wendelstein fährt überhaupt nicht ab Bayrischzell, sondern ab Brannenburg auf der anderen Seite des Bergmassivs. Von Bayrischzell geht nur im Vorort Osterhofen eine Seilbahn zum Wendelstein, aber die ist dank ausgeklügeltem Nahverkehr heute nicht mehr zu erreichen...
Wir machen eine Wanderung vorbei an Wasserfällen zu einer Alm, die auf halber Höhe zum Wendelstein liegt - den Gipfel sparen wir uns für einen anderen Tag auf. Oben auf der Hütte ist es mächtig voll, das durchwachsene Wetter der letzten Tage treibt heute bei den sommerlichen Temperaturen alles in die Berge.
Tatzelwurm - Aschau - Reit im Winkel
Donnerstag, 6. Tag
Der Morgen beginnt wieder mit tiefhängenden grauen Wolken. Unseren Plan ab Brannenburg mit der Bahn auf den Wendelstein zu fahren verwerfen wir, die Gipfel um uns liegen in einer dichten Wolkendecke. Stattdessen fahren wir auf der deutschen Alpenstraße weiter.
Nur eine halbe Stunde Fahrt und wir erreichen die Tatzelwurm Wasserfälle. Etwas abgeschieden in grandioser Landschaft liegen die Wasserfälle. An der Bergstraße steht ein Hotel, ein paar hundert Meter weiter ist ein großer Wanderparkplatz. Die Tatzelwurmwasserfälle bestehen aus 2 Kaskaden, der kurze Spaziergang ist vom Hotel ausgeschildert.
Aschau / Kampenwandbahn
Die Tour führt uns weiter über eine kleine Landstraße durch die Berge bis wir das Inntal kurz vor Kufstein erreichen. Es geht nun ein ganzes Stück entlang des Inns und der A 93 bis nach Brannenburg. Hier queren wir den Inn und verlassen damit die Bayrischen Alpen - willkommen im Chiemgau. Die deutsche Alpenstraße ist in diesem Bereich nicht wirklich spektakulär, durch kleinere Ortschaften geht es weiter nördlich bis auf Sichtweite der A 8. Inzwischen ist das Wetter etwas freundlicher geworden, aber von Sonnenschein noch weit entfernt.
Gegen Mittag stehen wir in Aschau auf dem Parkplatz der Kampenwandbahn. Wir blicken hinauf zum Gipfel und sind ziemlich gefrustet, da dort oben auch nichts als Nebel ist ... Die Bergtour können wir uns sparen, keine Chance dort irgendwas zu sehen, schon gar nicht die erhoffte Aussicht über den Chiemsee...
Da inzwischen auch der freundliche Herr der die Parkplatzgebühr kassiert zusammenpackt, wird uns klar das die erhoffte Wetterbesserung weit entfernt ist. Schweren Herzens streichen wir den nächsten Gipfel von unserer Tourplanung und entscheiden uns bis Reit im Winkel durchzufahren. Dort könnten wir uns den Ort ansehen und im Tal etwas wandern ...

Reit im Winkel
In Bernau am Chiemsee biegt die Deutsche Alpenstraße wieder Richtung Süden in die Berge ab. Den Chiemsee wollen wir evt. auf der Rückfahrt als Zwischenstopp besuchen, bei dem trüben Wetter heute ist das auch nicht wirklich einladend. Je weiter wir in die Berge fahren um so näher kommen wir auch die Wolkendecke.
Wir nehmen den Stellplatz in Reit im Winkel, die Kritiken sind höchst unterschiedlich und so versuche ich erst gar nicht die Ver- und Entsorgungs Station zu benutzen oder nach Duschen zu sehen. Es ist noch trocken und so laufen wir Richtung Reit im Winkel. 20 Minuten Fußweg und man steht im Zentrum, dichter Regen setzt ein.
Wir umkreisen einmal die stark befahrene Ortsmitte und suchen dann Zuflucht auf der überdachten Terrasse eines Rock Cafés. Hier werden wir nicht nur freundlich bedient, wir können sogar unsere Musikwünsche äußern. Ich überlege noch kurz ob ich mir "Let the Sunshine In" wünsche ...
Zurück zum Stellplatz laufen wir durch den Regen und überlegen zum ersten mal ob wir die Tour abbrechen sollen. Aber was wäre die Alternative? Auf der Alpensüdseite regnet es genauso wie hier, nur das es dort ein paar Grad wärmer ist. Komplett aus den Alpen abzureisen und in den trockeneren Norden Deutschland zu wechseln ist für uns auch keine wirkliche Option, da wir nun kurz vor dem Nationalpark Berchtesgaden sind. Also beschließen wir auszuharren und bereits morgen Ramsau anzufahren, um möglichst jede trockene Stunde ausnutzen zu können.
Winkelmoosalm - Inzeller Moor - Ramsau
Freitag, 7. Tag
Wir verlassen Reit im Winkel und fahren zur Winklmoosalm. Die Alm ist einer der wenigen Sternenparks in Deutschland (gibt es zum Beispiel auch im Nationalpark Eifel oder im Havelland). Die Sternenpark zeichnen sich durch eine klare Luft und extrem geringe Lichtverschmutzung aus, so das man die Milchstraße mit bloßem Auge erkennen kann. Aufgrund der Wetterprognose hatte ich eine Nacht auf der Winklmoosalm zum Sterne schauen schon von vorn hinein nicht eingeplant, heute morgen waren wir froh die umliegende Berge zu sehen.
Auf die Alm führt eine Mautstraße, die Seilbahn ist im Sommer nicht in Betrieb. Dank Kurkarte müssen wir selbst für den Camper nichts bezahlen und fahren die schmale Straße hoch. Ein Linienbus zwingt uns noch zu einem scharfen Ausweichmanöver, dann parken wir auch schon auf der Alm. Heute morgen ist hier wenig los, nur ein paar Wanderer haben sich hier hin verirrt. Wir laufen etwas über die Alm und genehmigen uns ein zweites Frühstück in der legendären Winkelmossalm. Die Hütte ist riesig, trotzdem wurden wir herzlich empfangen. Wir bestellen eine Wurst/Käseplatte für eine Person, die wir zu zweit kaum aufbekommen.
Die deutsche Alpenstraße führt hinter dem Abzweig zur Winklmoosalm an ein paar malerischen Seen mit Alpenpanorama vorbei. Bei wärmern Temperaturen wären das Traumplätze zum Schwimmen oder einfach nur faul am Wiesenufer zu liegen. Heute ist es trüb und nass und nach einem kurzem Halt fahren wir weiter.

Hinter den Sportstätten von Ruhpolding verlassen wir die Alpenstraße und zweigen nach Inzell ab. Wenn schon keine Berge wollen wir zumindestens das Inzeller Moor sehen. Wir wandern den abwechslungsreichen ca. 10 km langen Moorerlebnispfad, viele Schilder und Stationen erklären die einzigartige Moorlandschaft mit samt Pflanzen und Tierwelt.
Von Inzell fahren wir zurück zur Deutschen Alpenstraße und machen einen größeren Sprung nach Ramsau. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön, immer wieder gibt es reizvolle Ausichten auf die Berge und in tiefe Schluchten. In Ramsau besorgen wir uns noch ein paar Lebensmittel im kleinem Dorfladen und steuern dann den Campingplatz Simonhof etwas ausserhalb vom Ort an. Zu Fuß geht es Abends zum nahe gelegenem Gasthof Baltram, der mehr einen Hüttencharakter ausstrahlt. Überraschender Weise ist der Gasthof voll und wir bekommen noch einen letzten Platz an einem bereits halb belegtem Tisch.
Trotz aller Beteuerungen von unseren Tischnachbarn fand wir das Essen nur durchschnittlich, es war völlig ok aber auch kein echtes Highlight. Wie auch, bei der Masse an Menschen...
Ramsau
Samstag, 8. Tag
Endlich geht es wieder raus in die Natur. Wir verlassen morgens den Campingplatz und parken kurz vor dem Hintersee. Das ist auch die einzige Chance für Wohnmobile irgendwo zu parken, ohne die Gefahr eines Knöllchens.
Wir machen uns auf den 8 km langen Weg durch den Zauberwald. Das Geotop ist durch einen Felssturz vor rund 4.000 Jahren entstanden und führt als Rundweg vom Hintersee entlang der Ramsauer Ache bis zum Gasthaus Zauberwald und vor dort etwas am Berghang zurück und entlang des Hintersees zum Ausgangspunkt. Es sind nur wenige Wanderer unterwegs und am Gasthof sind wir fast die einzigen Gäste.
Der Weg ist naturnah und abwechslungsreich, immer wieder gibt es neue Blicke auf die rauschende Ramsauer Ache, versteckte Wegmale oder verwunschene Bäume. Mit viel Pausen sind wir nach 3 Stunden wieder zurück und fahren nach Ramsau. Natürlich will ich auch das bekannte Foto der Ramsauer Kirche machen, auch wnn die Location vor Ort ziemlich ernüchternd ist. Ich dachte eigentlich die Kirche liegt irgendwo abseits im Tal, aber nein, das Motiv steht mitten im Ramsau und davor führt sogar die Landstraße vorbei, aber all das ist auf den Bildern nie zu sehen ...
Wir fahren weiter in das nahe gelegene Schönau am Königsee und schlagen dort unser Quartier für die nächsten Tage auf. Der Campingplatz Gafenlehen liegt ruhig in einer Senke, ist aber nur ein paar hundert Meter vom See entfernt. Der freundliche Platzwart versorgte uns bei der Ankunft mit allen möglichen Informationen, so das wir uns eigentlich den obligatorischen Gang zur Touristinfo sparen können.
Wir sind natürlich neugierig auf den See und laufen kurze Zeit später auch schon los. Vorbei am Großparkplatz treffen wir auf die ersten Buden und haben ein Déjà-vu. Wer den Tittisee im Schwarzwald kennt, weiß wie es am Königssee aussieht, jedenfalls fast. Was dem Schwarzwälder die Kuckuksuhr ist, scheint dem Schöngauer die Murmeltiersalbe zu sein ..... oder so ähnlich.Ansonsten riehen sich hier die Touristenläden und Restaurants aneinander, bis man zum See vorgedrungen ist. Dazwischen ist noch ein Intersport, in dem ich im Ausverkauf eine Wanderhose erstehe. Im Vergleich zu den dicken Baumwoll Cargohosen sollen diese ja nach Regen schneller trocknen, und wer weiß wie oft wir noch nass werden ...
Am See brechen wir schnell aus dem Touristen-Geschehen aus und machen den Spaziergang zum Malerwinkel. Bereits nach ein paar Metern haben wir die asiatischen Reisegruppen hinter uns gelassen und bekommen noch ein paar Getränke im Café am Malerwinkel. Die Aussciht auf den See ist wirklich schön,gegenüber liegt der Watzmann, den ganzen See kann man von hier gar nicht erspähen.
Abends hocken wir noch in dem einfachen Restaurant am Campingplatz und schmieden Pläne für die nächsten Tage.
Königssee - Jenner Gipfel
Sonntag, 9. Tag
Für den Vormittag wurde trockenes Wetter angesagt, ab Mittag wieder Regen. Als wir aufstehen ist es nur locker bewölkt und wir wagen die Tour auf den Jenner Gipfel.
Die Talstation der Seilbahn ist vom Campingplatz schnell erreicht. An der Jennerbahn ist nicht viel los und wir, die meisten Gondeln drehen leer ihre Runden am Seil und so sind wir ohne Wartezeit schnell an der Bergstation. Zum Jenner Gipfel sind es dann nur noch 500 Meter. Die Aussicht auf den Watzmann und den Königssee ist von hier oben wirklich schön.
Zurück an der Bergstation wählen wir den Wanderweg ins Tal zurück. Der Weg ist steil und wir sind froh das wir die Wanderstöcke im Gepäck haben. Murmeltiere sehen wir keine, wahrscheinlich ist selbst denen zu trüb. An der Mitterkaseralm machen wir Pause und es setzt Regen ein. In die Hütte hat sich nur noch ein weiteres Wanderpärchen verirrt, sonst ist hier nicht los. Zur Stärkung gibt es eine Brezel und wir setzten unseren Weg im Regen und teils durch die Wolken fort. Nach gut zwei Stunden erreichen wir die Mittelstation und lassen unsere nassen Klamotten erstmal abtropfen. Für heute reicht es uns, wir nehmen die Seilbahn ins Tal.
Berchtesgaden
Montag, 10. Tag
Wir fahren am Morgen mit dem Bus von Schönau nach Berchtesgaden, das Wetter ist immer noch stark bewölkt und in den Bergen hängen tiefe Wolken. Da macht es mehr Sinn auf Sightseeingtour in Berchtesgaden zu gehen.
Gegenüber dem zentralen Bushalt am Bahnhof ist die Touristeninformation und wir besorgen uns einen Stadtplan. Zunächst sind wir noch etwas orientierungslos, bis wir verstehen das die historische Stadt hinter dem Bahnhof etwas versteckt auf dem Bergrücken liegt.
Nach Bad Tölz sind wir nun zum zweiten mal wieder in einer richtigen "Stadt". Die Geschäfte interessieren uns aber auch hier weniger, wir bummeln durch die Altstadt, besonders die alte Einkaufspassage gegenüber dem Schloss ist sehenswert. Hinter dem Schloss verlassen wir die Altstadt und nach ein paar hindert Metern biegen wir links einen kleinen Pfad zur alten Soleleitung ab. Oben am Hang ist noch ein Stück der historischen Holzleitung zu sehen, mit der früher die Salzsole von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall gepumpt wurde. Wir laufen nun über den historischen Rundweg (Flyer an der Touristinfo) oberhalb des Ortes. Immer wieder gibt es schöne Aussichten über die Kirchen bis hin zum Watzmann oder auf das Kehlsteinhaus gegenüber.
Der Weg endet für uns am Haus der Berge, das ist das Nationalparkzentrum mit einer kostenlosen Ausstellung über die Natur im Nationalpark. Wir sehen uns etwas um, selbst Hunde sind im Haus willkommen. Das Café/Restaurant hat leider geschlossen und so laufen wir zum Busbahnhof zurück. Wir nutzen die Gelegenheit und kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und nehmen den Bus am Nachmittag zurück nach Schönau.
Königssee, St. Bartholomä und Obersee
Dienstag, 11. Tag
Der Sommer kehrt zurück.
Nach dem vielen Regen der letzten Tage kommt heute endlich der Sommer zurück. Der Morgen beginnt noch mit leichtem Nebel, dahinter ist der Himmel tiefblau. Endlich lohnt es sich mit den Booten des Königssee zum Obersee und St. Bartholomä zu fahren. Wir sind früh am Anleger, die Touristengruppen sind noch recht überschaubar dennoch müssen wir fast 20 Minuten anstehen bis wir unsere Tickets haben. Auch wenn es keine Hauptsaison mehr ist, fahren die Boote jetzt fast im 10 Minuten Takt.
Irgendwo hatte ich gelesen, das man zuerst zum Obersee fahren soll und erst danach den Zwischenstop in St. Bartholomä einlegen. Der größte Teil der Besucher steigt in St. Bartholomä aus, nur eine kleine Gruppe fährt bis zum Anleger am Ende des Sees.
Von hier aus geht es zu Fuß entlang des Obersees zur Fischunkelalm. Mit zahlreichen Fotostops brauchen wir gut eine Stunde, man sollte die Strecke aber wirklich genießen, ein Postkartenpanorama wechselt das andere ab. Hier fallen uns auch zum ersten mal diese Instagram Selbstdarsteller auf, die in gestylten Klamotten vor dem Seepanorama posieren. Das die sich in hochalpinen Gelände befinden und zudem noch in einem Nationalpark, in dem man vielleicht nichtabseits der Wege das letzte Stück Natur platt trampeln soll, ist denen völlig egal, Hauptsache die Follower applaudieren stumpf für das eigene Ego.
Wir machen an der Fischunkelalm kurz Rast, ein Bier und Spezi, die Scheibe Landbrot mit Frischkäse und Schnittlauch zu 4 Euro konnten wir uns verkneifen. Ab der Alm läuft man noch eine halbe Stunde bis zum Ende des Tals und steht dann vor dem Röthbachfall. Imposante Wasserfälle stürzen sich rechts und links ins Tal, angeblich die höchsten Deutschlands, aber das behaupten viele. Eine interessante Naturerscheinung ist dort, das das Wasser der Fälle in dem Talkessel wieder versickert und unterirdisch in den Obersee fließt.
Am Nachmittag laufen wir zurück zum Bootsanleger, inzwischen ist es richtig voll auf der Strecke. An den Engstellen entlang des Obersees müssen wir immer wieder warten, um entgegenkommende Gruppen durchzulassen. Inzwischen ist mir auch klar, warum der frühe Morgen für den Obersee empfehlenswert ist. Es ist deutlich ruhiger und die Sonne steht noch im Tal.
Wir nehmen das nächste Boot und steigen in St. Bartholomä aus. Eben noch auf schmalen Wanderpfaden ist hier der pure Massentourismus. Wir essen Käsespätzle im Biergarten und laufen eine Runde über die kleine Landzunge. Etwas abseits von Kirche und Biergarten flanieren nur noch wenige Besucher am Seeufer oder genießen die Sonnenbad auf der Wiese, weiter im Wald und am Nationalparkhaus treffen wir kaum noch Menschen.
Mit einem der letzten Boote kehren wir zurück nach Schönau. Die Tour ist ein unbedingtes muss bei einem Besuch des Königssees, am besten mit den ersten Schiffen morgens starten und Wochenenden und Hauptsaison meiden ....
Wanderung am Jenner
Mittwoch, 12. Tag
Wir gehen heute nochmal wandern. Die Gipfel um uns herum liegen am Morgen wieder in den Wolken, und so beschließen wir von der Jenner Mittelstation über die Königsbachalm zurück nach Schönau zu laufen. Vom Campingplatz Grafenlehen ist es zu Fuß nicht weit bis zur Jenner Talstation und wir sitzen bald darauf in der Gondel. An der Mittelstation steigen wir aus. Das Wetter sieht schon deutlich einladender aus als vor ein paar Tagen, als wir hier im strömenden Regen standen. Der Himmel reißt immer mal wieder auf und wir wärmen uns in den zaghaften Sonnenstrahlen.
Ist Weg zur Königsbachalm ist gut ausgeschildert und führt über einen breiten Schotterwaldweg. Hin und wieder stehen uns ein paar Kühe im Weg, kleine Quellen sprudeln am Wegesrand. Die Alm ist auch bald erreicht und wir machen Rast auf der Terrasse. Die Hütte hat einen urigen Hüttenwirt, ansonsten ist sie, ich bezeichne es mal so, recht einfach.
War der Weg bisher nahezu auf gleicher Höhe verlaufen, geht ab der Alm abwärts ins Tal. Vom Königssee sieht man nur wenig, es gibt zwei Aussichtspunkte, ansonsten versperren Bäume oder Bergrücken die Sicht. Hin und wieder kommen ein paar Mountainbike Fahrer vorbei, die Strecke ist im unteren Teil auch ein frei gegebener Radweg.
Am Nachmittag sind wir zurück in Schönau und bummeln noch etwas durch die Touristenstände am See.
Die Tour war schön aber nicht wirklich spektakulär - der Weg meist ein breiter Waldweg mit wenig Panoramaaussichten. Es gibt mit Sicherheit schönere Touren in der Umgebung.
Kehlsteinhaus und Obersalzberg
Donnerstag, 13. Tag
Nach 5 Tagen auf dem Campingplatz Grafenlehen fahren wir weiter. % Tage an einem Ort ist für uns schon ein Rekord, aber für die Landschaft um den Königssee lohnt sich ein längerer Stop. Wir fahren nochmal ein Stück über die Deutsche Alpenstraße zurück nach Berchtesgaden und zweigen dort zum Kehlsteinhaus ab.
Die Straße zu den Parkplätzen ist schon eng und für Fahrzeuge mit Anhänger gesperrt. Ab den Parkplätzen geht es dann nur noch mit Bussen zum Kehlsteinhaus weiter.
Wem Kehlsteinhaus und Obersalzberg nichts sagen... Die Führungselite um Hitler hat am Obersalzberg (etwas auf halber Höhe zwischen Berchtesgaden und dem Kehlsteingipfel) unzählige Anwesen gebaut, die mit einem unterirdischem Tunnelsystem verbunden waren. Zeitweise war der Obersalzberg eine Außenstelle der Regierungsgeschäfte während der NS Diktatur. Das Gebiet war Sperrgebiet, die Bewohner mussten verkaufen oder wurden enteignet. Das Kehlsteinhaus war ein "Parteigeschenk" an Hitler, wurde aber von Hitler kaum benutzt. Nach dem Krieg wurden fast alle Gebäude gesprengt und das Gelände von den Amerikaner genutz. Erst 1996 wurde das Gelände wieder an den Freistaat Bayern übergeben, 1999 das Dokumentationszentrum eröffnet.
Die Busse fahren im 20 Minutentakt und mit dem nächsten Bus-Konvoi sind wir schon oben. Ab hier geht es nocheinmal eindrucksvoll im original Aufzug 130 Meter nach oben, und man steht direkt im Kehlsteinhaus - der lange Stollen zum Aufzug und der Aufzug selbst lassen den Größenwahn der damaligen Zeit erahnen.
Das Kehlsteinhaus selbst in ein riesiges Ausflugslokal, in einem Seitentrakt ist die Geschichte anschaulich dokumentiert. Von der Terrasse sind es nur ein paar hundert Meter bis zum Gipfelkreuz und den Aussichtspunkten mit Blick zum Watzmann und über den Königssee. Wer von hier in das Tal absteigen will, braucht Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der Weg ist mit Seilen gesichert, führt aber zum Teil als schmaler in den Fels gehauenen Steig in das Tal.
Wir gönnen uns einen Kaffee im Pappbecher für 2,80 € und genießen die Aussicht. Nach knapp 2 Stunden nehmen wir wieder den Fahrstuhl und Bus in das Tal.
Unten angekommen machen wir noch einen Abstecher in das Dokumentationszentrum. Hier gibt es 3-dimensionale Geländerübersichten und viele Hintergrundinformationen zur Nutzung des Geländes während der NS Zeit und den Nachkriegsjahren. Einddrucksvoll sind auf jedenfall die alten Bunkeranlagen die teilweise besichtigt werden können (Eingang über das Dokumentationszentrum).
Für uns geht es nach dem Gang durch die Bunker zurück nach Berchtesgaden. Bevor wir morgen endgültig abreisen verbringen wir den Abend in der Watzmanntherme. Übernachten dürfen wir im Wohnmobil auf dem angrenzenden Parkplatz. Die Therme wirkt von innen eher wie ein Schwimmbad, es gibt einen Schwimm- und Freizeitbereich mit Rutsche, Solebecken mit Berchtesgadener Salz und eine kleine liebevoll gestaltete Saunalandschaft.
Wir liegen draußen im warmen Solebecken und blicken auf den Watzmann, der mit den letzten Sonnenstrahlen in ein malerisches Abendrot gehüllt wird, fast schon kitschig, aber nach dem vielen Regen- und Nebeltagen in den letzten zwei Wochen auf unserer Tour über die Deutsche Alpenstraße genießen wir einfach den Moment.
Ende der Deutschen Alpenstraße
Damit ist auch unsere zweite Tour über die Deutsche Alpenstraße zu Ende - 14 Tage sind wir von Garmisch Partenkirche bis Berchtesgaden gefahren - im Frühjahr hatten wir ja bereits de Anbschnitt Lindau - Garmisch besucht.
Unser Fazit: unbedingt empfehlenswert, ich würde die Tour auch jederzeit wieder in zwei Teile splitten. Natürlich kann man in 14 Tagen nicht alles gesehen haben, aber das war nicht unser Ziel.
Es gibt ein paar Orte zu denen wir jederzeit wieder hin fahren würden:
Mittenwald zum Beispiel,
manche Bergtouren mussten wir wegen schlechtem Wetter ausfallen lassen lassen,
und der Nationalpark, insbesondere um Ramsau würden wir uns auch nocheinmal näher anschauen...
Zu all den besuchten Spots wird es nochmal detaillierte Tourtipps geben, aber das wahrscheinlich erst an dunklen Winterabenden.
In Berchtesgaden verlassen wir für dieses Jahr die Deutsche Alpenstraße und fahren Richtung Chiemsee und, hinter München, weiter durch das Altmühltal nach Hause.

