Mit dem Wohnmobil durch Ostfriesland

Mit dem Wohnmobil durch Ostfriesland
Wir haben ein extra langes Wochenende von Samstag Mittag bis Dienstag Abend frei, das Wetter meint es gut mit uns, und so geht es ans Meer - Ostfriesland wird die nächsten Tage unsere Heimat werden.
Wir waren dort schon einige male, Norderney, Langeoog, Aurich … aber noch nie mit dem Wohnmobil. Auch gibt es noch einige Orte die wir bisher übersehen hatten, Rysum zum Beispiel, auch das Wangerland mit Hooksiel und Schilling und die Fehnroute.
Viel zu viel für ein paar Tage, aber wir haben lieber mehr interessante Orte im Gepäck, als irgendwo zu stranden wo es uns nicht gefällt.
Rysum & Gretsiel
Die Fahrt nach Emden ist vom Ruhrgebiet nicht weit, dennoch zieht sich der Friesenspieß, so wird die Autobahn A31 genannt, fast endlos. Moore, Kuhställe und Gewerbehallen ziehen abwechselnd an der kerzengraden Autobahn vorbei. Ein Zwischenstopp am Autohof, Kaffee & Burger inklusive und bald darauf erreichen wir Emden.
Ab der Autobahn halten wir uns seewärts und riechen zum erstmal die frische Seeluft. Am Siel und Schöpfwerk Knock machen wir Rast und genießen die Aussicht aufs Meer.

Erst zwei Kilometer weiter wird uns klar, das wir uns in einer Sackgasse befinden, am Gaswerk Gassco (hier wird übrigens 30% des deutschen Erdgasverbrauchs über Pipelines aus Norwegen importiert) endet die Straße.
Zurück zur Hauptstraße geht es weiter Richtung Rysum. Es ist schon später Nachmittag, der kleine Parkplatz im Dorfzentrum leer, und so schlendern wir zu Mühle. Die Vorgärten sind liebevoll hergerichtet, in Gedanken stellen ich mir hier die Touristenmassen an Wochenenden vor. Aber hey, heute sind wir hier alleine.
Rysum ist hübsch, bietet aber neben Mühle, Kirche und Vorgärten kaum mehr.

Wir fahren weiter und da der Tag sich dem Ende neigt muss ein Stellplatz her. Die Handys versagen mit ihrem O2 Netz kläglich, das Telekom Netz über den mobile Router bringt uns da weiter….
Weiter auf unserer Route ist eigentlich nur der Stellplatz in Gretsiel oder Norddeich. Auch wenn der Stellplatz in Gretsiel oft voll ist, aber an diesem Abend haben wir Glück. Keine halbe Stunde später sitzen wir im Hafen und genießen die letzten Sonnenstrahlen bei einem friesischem Bier.

Dornumersiel
Den Pilsener Leuchtturm hatten wir im letzten Jahr schon besucht, auch Norddeich, und so fahren wir weiter entlang der Küste hinter dem Deich vorbei an Schafherden mit ihren Lämmern.
In Neßmersiel machen wir einen kurzen Stop, hier gibt es einen Strand mit Hundewiese, aber bei dem recht kaltem Wind an diesem Morgen ist uns weniger nach Strandkorb.
Ein kurzes Stück weiter und wir stehen in Dornumersiel. Der Stellplatz dort zählt für mich zu den schönsten an der Nordsee. Der Platz liegt zwischen Deich und Meer, mit herrlichem Ausblick über die Wisen zur Küste.
Der Strand, eine Hunderunde entlang des Wattenmeers, der kleine Hafen mit Fischbuden am Siel und der hübsche Ort ist bequem zu Fuß zu erreichen.
Auch wenn es erst später Vormittag ist beschließen wir hier zu bleiben.

Der Wind bläst immer noch kräftig und kalt aber die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. 2,7 Kilometer Lang ist der ausgewiesene Hunderundweg. Die Strecke führt vom Strand entlang des Wattenmeers Richtung Neßmersiel und führt dann hinter dem Deich zurück. Im Stellplatzpreis ist der Strandzugang enthalten, für den Hund zahlen wir nochmal ein Euro extra für das Vergnügen.

Danach laufen wir zum kleinen Hafen am Siel und sitzen windgeschützt in der wärmenden Sonne in der Fischbude. Wobei das hier ein ausgewachsenes SB Restaurant mit riesigen Sitzmöglichkeiten ist um wahrscheinlich die Touristenmassen in der Saison bewältigen zu können. Wir haben schon besseren Kibbeling gegessen, man fragt sich ja immer ob das Überhaut noch Nordseefisch ist, oder importierter Buttetrfisch aus Asien.
Um den Mahlbusen (das ist der „See“ auf der Landseite des Siels) führt ein hübscher Spaziergang zum Ort. Immer wieder laden Bänke und Strandkörbe zum „freilenzen“ ein - mit diesem Motto wirbt Dornum um die Gunst der Gäste.
Den Abend verbringen bei einem schönen Sonnenuntergang am Strand.

Schillig
Am nächsten Morgen fahren wir weiter Richtung Osten. In Harlesiel hätten wir gerne Halt gemacht, leider gibt es dort in Ortsnähe keine geeigneten Parkplätze für ein Wohnmobil, vielleicht haben wir sie auch einfach nicht gefunden.
Schillig zählt zu den wenigen Orten an der Nordseeküste mit natürlichem Sandstrand. Auf dem Strandparkplatz herrscht noch hektisches treiben. Strandkörbe werden zum Strand gefahren, Buden aufgebaut und Wege ausgebessert. Hier sehen die Zeichen schon auf Saisonstart.
Der Wind ist immer noch kräftig und kalt und dick eingepackt laufen wir am Strand entlang. Vom Ort sehen wir nur die wenig einladenden großen Häuserkomplexe mit Ferienwohnungen.

Hooksiel
Es geht weiter in das nahe gelegene Hooksiel. Zuerst wollten wollten wir den Wohnmobilstellplatz am Campingplatz nutzen. Nach einer etwas merkwürdigen Episode dort wechseln wir auf den Platz am Schwimmbad. Die Aussicht ist hier weitaus weniger spektakulär, es ist ein einfacher Parkplatz, dafür windgeschützt und das Personal ist überaus freundlich.
Wir erkunden am Nachmittag das schöne Hooksiel und laufen entlang des Strandes.
Im hübschen Ort ist das Muschelmuseum und der alte Hafen mit seinen historischen Packhäusern. Vom altem Hafen am Hooksieler Tief sind es fast 4 km bis zu Schleuse an der Nordsee. In den Buchten des Hooksieler Tiefs sind Segelhäfen und eine Wasserskianlage, durch die umliegenden Wäldern lässt sich herrlich radeln oder spazieren. Überhaupt ist es praktisch in Hooksiel ein Fahrrad zu haben, die Entfernung zum Strand und Außenhafen sind doch recht weit.
Fehnroute
Die Fehn sind alte Siedlungen im Moorgebiet. Die Bewohner haben in den Mooren Torf gestochen und diesen über Kanäle verschifft und als Brennstoff verkauft. Die älteste und größte deutschen Fehnsiedlung ist Papenburg. Die 173 km lange Ferienstraßen „Fehnroute“ schlängelt sich entlang der historischen Siedlungen und Moorgebieten von Papenburg bis Wiesmoor.
Wir hatten wenig bis gar keine Vorstellung was uns erwartet. An der Küste gab es auch in den Touristinfos keine Information über die Route.
Am Morgen sind wir von Hooksiel nach Wiesmoor gefahren, der nord-östlichste Punkt der Route. In der Touristeninformation an der Blumenhalle haben wir den Flyer „Deutsche Fehnroute“ bekommen, der einen Karte des Rundkurs beinhaltet, aber ansonsten auch nicht besonders viel hergibt. Wir haben uns für den Abschnitt über Uplengen - Barßel - Papenburg entschieden.
Die Tour ist recht gut ausgeschildert, es gibt den Track auch online fürs Navi, aber eine Karte ist nie verkehrt da auch wir wegen Baustellen gesperrte Abschnitte auf dem Weg hatten.
Moorerlebnispfad
Kurz hinter Wiesmoor sind wir den Hinweisschildern zum Moorerlebnispfad gefolgt. Was gibt es besseres als eine Tour durch das Moorgebiet erst einmal mit einem Besuch eines Moores zu starten.
Der 1,7 km lange Rundweg durch das Stapeler Moor ist recht abwechslungsreich. Viele Tafeln erzählen anschaulich Hintergrundinformationen über das Moor. Ein Bohlenweg lässt echtes Moorfeeling aufkommen, vom Aussichtspunkt hat man einen schönen Rundblick über das Moor.
Die Fehnroute führt uns weiter nach Remels zur Mühle. Nach kurzen Stop an der Mühle führt die Straße malerisch entlang kleiner Kanäle. Nie wäre ich auf die Idee gekommen solche Strecken zu fahren, aber es wirklich schön hier. Immer wieder queren kleine Hubbrücken den Kanal, hübsche Fehenseidlungen entlang des Weges, kleine Schleuse laden zur Rast ein.
Ab Barßel werden die Straßen wieder breiter, kurz dahinter teilt sich die Fehnroute in zwei kurze Abschnitte die sich bei Ostrhauderfehn wieder vereinen. Beide Abschnitte sind heute wegen Straßenbauarbeiten gesperrt ….
Irgendwann erreichen wir Papenburg. Hier weichen wir etwas von der Route ab und fahren bis zur Emsschleuse an der Meyer Werft. Gegenüber der Schleuse sind die riesigen Hallen der Werft zu sehen, hier werden die Kreuzfahrttraumschiffe gebaut, unter anderem auch die Aida.
Nach einer Rast müssen wir schweres Herzens langsam Abschied nehmen - 4 Tage Ostfriesland, 4 Tage Land und Kultur kennen lernen, wir könnten hier ewig auf Entdeckungsreise gehen.
