Ein Wochenende Hamburg


Reiseberichte 2020

Hamburg
Januar 2020

Hamburg

Hamburg hatten wir immer mal wieder auf unserer Reiseplanung, aber irgendwie bevorzugen wir die Einsamkeit der Natur vor der Großstadt - mehr Entschleunigung anstelle hektischem Großstadtgetümmel ist unser Reisegefühl.
Zu Weihnachten hatte ich Musical Karten verschenkt, da blieb uns nun keine Ausrede mehr, egal wie das Wetter wird, egal wie groß die Stadt - wir fahren nach Hamburg.

Von Freitag Abend bis zum späten Montag haben wir frei und fahren direkt am Abend los. Der Verkehr ist überschaubar und um 22 Uhr erreichen wir Hamburg.  Wir quälen uns noch etwas durch die Stadt dann haben wir den Stellplatz auf dem Heiligengeistfeld gefunden haben.  Im Schein der Taschenlampe fluche ich bei eisigem Wind über den Stromanschluss, hier steht nur ein Baustromverteiler. Jetzt noch Gas auf und Heizung an. Um 23 Uhr ist es gemütlich warm und wir schmieden die Pläne für die nächsten Tage.

Hamburg
Hamburg

Hamburg - Tag 1

Vor rund einem Monat wanderten wir noch ziemlich einsam am Brocken, Silvester im Nationalpark Eifel, nun geht für uns Mitte Januar in das Großstadt Gewühl Hamburgs - Kontrastprogramm pur. Unser Reiseführer schlägt ein Tour vom Rathaus über die Speicherstadt entlang der Landungsbrücken bis zum Fischmarkt vor. Unser Plan für heute.

Draußen pfeift ein eisiger Wind und der Himmel versinkt im Einheitsgrau, ist das typisch Hamburg?  

Wir stehen mit dem Wohnmobil am Millerntor Stadion, von hier sind es nur 15 Minuten Fußweg zu den Landungsbrücken oder zum Rathaus. Der Stellplatz ist ein riesen Parkplatz, nicht wirklich schön aber dafür zentral. Rund 30 Wohnmobile stehen an diesem morgen hier. 18 Euro kostet die Übernachtung, nicht grade preiswert, aber in Relation zu den Hotelpreisen aber ok.

Auf dem Weg in die Stadt machen wir an der ersten Bäckerei stop - es gibt einen zweiten Kaffee und Frühstück. Unser Hund schaut aus der Glasfront des Cafés auf die Straße und gähnt gelangweilt vor sich hin, eine Wiese wäre ihr wahrscheinlich lieber als die unübersichtliche Stadt.

Unser erster Ziel ist das Rathaus von 1886, hier regiert die Hamburger Bürgerschaft in den ehrwürdigen Hallen. Die eindrucksvolle Säulenhalle (Diele) im Erdgeschoss ist jederzeit zu besichtigen - sehenswert!

Wir laufen weiter Richtung Binnenalster, vorbei an den alten Arkaden und den vielen überdachten Einkaufszentren. Tina ist neugierig und besucht das Niveau Haus während ich mit Hund an der Alster das bunte Treiben beobachte. Vom Jungfernsteig geht es zurück über die Poststraße, das ist Hamburgs Shopping Meile, alle großen Modelabel haben hier einen Store.

Bald darauf stehen wir schon in der Speicherstadt und dem neuen Hafen. Der Himmel ist immer noch grau und wir beschließen für Fotos nochmal am Abend wieder zukommen. An der Elbphilharmonie sind riesige Schlangen für die Besuchertickets. Die Aussicht vom Balkon der Elbphilharmonie wurde uns zwar im Vorfeld von Freunden empfohlen, für uns ist das Gemenge nichts, und schon gar nicht mit Hund.

Entlang der Landungsbrücken laufen wir Richtung Fischmarkt. Es ist inzwischen Nachmittag geworden und wir haben Hunger. Gegenüber der Hauptstraße an der Elbe entdecken wir eine Kneipe die offen hat. Das ganze sieht etwas alternativ aus, erst später bemerken wir das es die ÜberQuell Brauerei ist. Ein wirklich gemütlicher Laden und leckerem Essen. Mit dem Bier konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, aber das ist Geschmacksache….

Die Reeperbahn ist am späten Nachmittag noch nicht wirklich spannend, so das wir recht schnell wieder in der Speicherstadt stehen. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Kanäle werden nachts beleuchtet; egal wie grau es noch heute Mittag war, jetzt ist in dem Viertel eine bezaubernde Stimmung. Wir laufen über zahlreiche Brücken und entdecken immer wieder neue schöne Perspektiven auf die Backsteinhäuser und Elbphilharmonie.

Unsere Beine werden langsam schwer, und so geht es zurück zum Millerntor Stadion wo unser Wohnmobil steht. Der Fitnesstracker zeigt 20 km für den heutigen Tag an und nicht nur unser Hund kuschelt sich zufrieden in seine Decke. Wir überlegen noch, ob wir einen Wecker für den Fischmarkt stellen wollen, machen das aber spontan abhängig davon ob jemand morgen früh wach wird…

Hamburg - Tag 2

Es ist halb sieben als ich das erste mal die Augen aufmache, draußen pfeift immer noch der kalte Wind. Ein kurzer Kampf zwischen warmer Decke und dem Besuch des Fischmarktes. - dann stehe ich auf. Immerhin macht der Markt im Winter erst um 7 Uhr auf, im Sommer bereits 5 Uhr, das wäre für mich deutlich zu früh ….

Unsern Hund lassen wir weiter schlafen während wir uns im halbdunkeln Richtung Fischmarkt aufmachen.  Vom Millerntor Stadion laufen wir 20 Minuten zum Markt. Im Winter sind deutlich weniger Stände auf dem Markt, auch die Besucher sind überschaubar. An der ersten Kaffeebude versorgen wir uns mit einem Becher dampfenden Kaffee, das weckt unsere Lebensgeister und wir schlendern über den Markt. Fischbuden, ein paar Marktschreier die Taschenweise Obst- und Gemüse verkaufen, dazwischen ein paar Kram stände.  Das alles im Halbdunkeln, schon irgendwie skurril.

Aus der Fischmarkthalle dröhnt Musik, wir dachten zuerst das wäre noch der Ausklang einer Party der letzten Nacht.  Das war aber falsch, parallel zum Fischmarkt ist hier immer „Frühschoppen“. Die Partyband auf der Bühne sorgte für Stimmung morgens um halb acht, zwischen Bierständen gab es auch Kaffee. Mit Ende des Fischmarktes ist dann auch hier die Party vorbei, unbedingt besuchenswert.

Der alte Elbtunnel

Auf dem Weg zurück zum Millerntor kommen wir an den Landungsbrücken am alten Elbtunnel vorbei. Es ist inzwischen Hell und auch wenn die Autozufahrt wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist sind wir neugierig. Auf der Rückseite des Gebäudes finden wir einen Fußgänger Eingang und wow - wir stehen im Gebäude.  Normalerweise werden die Autos über 3 Aufzüge nach unten bzw. oben befördert, eine endlos lange Treppe zieht sich durch die Halle nach unten.

Fasziniert laufen wir die Stufen herunter und stehen vor der Tunnelröhre. Nur ein paar Fahrradfahrer sind um diese Zeit hier, ansonsten fast schon gespenstisch leer. Für den Weg nach oben wählen wir den Aufzug.

Zurück am Wohnmobil werden wir von unserem noch reichlich verschlafenem Hund freudig begrüßt. Es gibt frischen Kaffee und ein ausgiebiges Frühstück. Draußen weht immer noch ein eisiger Wind und es ist grau an diesem morgen.

Irgendwo hatte ich gelesen: Wer keine Hafenrundfahrt macht hat Hamburg nicht gesehen. Genau das ist unser Plan für heute. Für den Abend haben wir Musical Karten, jetzt geht es erstmal zu den Landungsbrücken auf Hafentour.

Die Ticketverkäufer für die Hafenrundfahrt sind kaum zu übersehen, 20 Euro bezahlen wir pro Person für eine einstündige Fahrt, unser Hund darf kostenlos mit. Die Boote sind im Winter überdacht und vor allem beheizt.

Wir tuckern über die Elbe und durch den Hafen, launisch erzählt der Kapitän Anekdoten und Wissenswertes während der Tour. Es ist Ebbe und so kann die Tour nicht in die Speicherstadt gehen, aber auch so ist es ein kurzweiliger Spaß.

Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen und laufen entlang der Elbe an den unteren Landungsbrücken vorbei. Souvenir- und Fischbuden wechseln sich ab und der Backfischduft macht uns hungrig. Fast am Ende der Landungsbrücken sehen wir eine recht urige Fischbude und wärmen uns bei frischem Backfisch auf.

Wir schlendern zurück zum Wohnmobil, versorgen unseren Hund und machen uns fertig für das Musical. Die Personenfähren zum Musical-Boulevard auf der anderen Seite der Elbe fahren ab 18 Uhr. Der Andrang ist überschaubar, wir kommen mit der nächsten Fähre mit. Neben dem Dauerbrenner Der König der Löwen läuft im anderem Haus Pretty Woman; dafür haben wir Karten.

Im Foyer gibt es nicht wirklich irgendetwas zu sehen, ein paar großflächige Fotos, ein Kramstand mit Pretty Woman Artikeln, von der Handtasche bis zur Duftkerze. Das Publikum ist gemischt, ebenso die Garderobe. Vom festlichem Abendkleid bis zu lässigem Streetwear ist alles vertreten - wir steuern die Wanderschuhe und Jeans bei.

Knapp 2 Stunden läuft die Show, immer wieder beindruckend wie hier live gesungen wird und im Hintergrund tatsächlich eine Band spielt. Die Story ist gut auf die Bühne gebracht worden, auch wenn vielleicht der letzte Funke nicht übersprang. Zurück geht es wieder mit der Fähre und wir sind am späten Abend zurück.

Am nächsten morgen pfeift immer noch ein eisiger Wind, dazu regnet es. Wir müssen heute eh zurück und daher beschließen wir Hamburg bereits am frühen morgen zu verlassen.

Irgendwann kommen wir bestimmt nochmal hierher, im Sommer an der Elbe zu sitzen, durch die Parks zu laufen, oder in den Bars oben an den Landungsbrücken das Leben genießen - definitiv ein lohnenswerte Perspektive.

Hamburg
Hamburg