Süd Tirol und Brenta Gebirge


Reiseberichte 2020

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Februar 2020

Wohnmobiltour durch Südtirol

Die Tour lag noch weit vor Corona. Nicht nur im Rheinland wurde getanzt und geschunkelt - es war das Karnevalswochenende und eigentlich war unsere Tour ganz anders geplant und schon gar nicht mit diesen technischen Tücken …

Die Rhön muss warten.
Ursprünglich hatten wir eine Tour zur Rhön über Karneval geplant - wochenlang Reiseführer gelesen, Karten studiert, Stellplätze virtuell erkundet. Immer mit einem bangen Blick auf das Wetter …. Kälte - okay, Schnee - wenn es dann sein muss … aber die Rhön soll vor allem wegen ihrer Weitläufigkeit schön sein. Unbewaldete Bergkuppen mit weitem Blick über die Landschaft - dichter Nebel wäre also wenig zuträglich.

Die Befürchtungen der Wetter App verdichteten sich - wir wollten Mittwochs los und die Vorhersage am Montagmorgen sagte dichten Nebel und Schneefall voraus …. kein wirkliches Rhön Wetter. Die Prognose südlich der Alpen für Meran und Bozen waren demgegenüber 16 Grad und Sonnenschein. 5 Stunden mehr Fahrt und dafür die erste Frühlingsgefühle? Wir werfen unsere Planung über den Haufen, Süd Tirol ist nun unser Ziel.

 

Anfahrt mit Hindernissen

Wir kommen am Mittwoch gegen 15 Uhr los und starten unsere Tour Richtung Süden. Von Trient durch das Brenta Gebirge nach Bozen, danach über Meran zum Reschenpass und wieder Richtung Heimat - das ist unser Plan für die nächsten Tage.

Das Navi berechnet eine Ankunftszeit in Trient von 2 Uhr Nachts - ob wir tatsächlich durchfahren wissen wir noch nicht, Hauptsache die Richtung stimmt.

Um Stuttgart verlassen wir das erste mal die Autobahn um beim großen M Pause zu machen. Im Kreisverkehr ruckelt das Lenkrad wie verrückt und der Motor macht extreme Schleifgeräusche. Ich drehe noch eine Extrarunde, okay - eindeutig die Lenkung - aber was? Auf der ganzen Autobahnstrecke war davon nicht zu merken …  Tina steht die Panik ins Gesicht geschrieben, wir machen erstmal Pause. Ein Burger später und ein Anruf bei einem gutem Freund der sich mit Autos auskennt steht die Ferndiagnose fest -  irgendwas stimmt mit der Servolenkung nicht. Ein Blick in den Motor zeigt, das der Servoöl Behälter leer ist. Die Tankstelle nebenan hat keine Servolenungs-Öl (ganz ehrlich, ich hab noch nie in meinem Leben sowas gekauft) gibt uns aber den Tipp das 2 km weiter eine andere große Tankstelle ist.

Wir fahren wieder auf die Autobahn, sobald die Schrittgeschwindigkeit überschritten ist, verhält sich die Lenkung komplett normal. Mhh … In der zweiten Tankstelle werden wir fündig, auf einer Flasche Getriebeöl steht drauf auch für Servolenkung geeignet. Schnell ist der Behälter aufgefüllt - Motor an und vorsichtig lenken. Die Geräusche werden etwas besser und wir verlieren kein Öl. Erleichterung macht sich breit ...

Wir beschließen weiter zufahren. An der Tankstelle Allgäuer Tor kontrollieren wir nochmal den Servolenkung Ölstand - kam eine Veränderung, aber im Schritttempo immer noch Lenkgeräusche. Wir riskieren das und fahren weiter. Auf dem Fernpass setzt Schneefall ein aber inzwischen ist es nach Mitternacht und kaum ein anderes Auto unterwegs. Der Brenner ist dann schnell erreicht und wir sind in Italien.

Unterwegs beschließen wir trotzdem den Wagen am nächsten Tag durchchecken zu lassen. Da Bozen zum größten Teil noch Deutsch spricht wollen wir dort eine Werkstatt suchen. Wir biegen in Bozen von der Autobahn ab und fahren bis nach Kaltern am See. Gegen 2 Uhr Nachts parken wir auf einem kleinem Parkplatz ein und übernachten dort.

Süd Tirol
Blick vom Übernachtungsplatz in Kaltern am See

Italienische Werkstätten

Uns erwartet am Morgen ein strahlend blauer Himmel und Sonne wärmt unsere verschlafenen Knochen. Vom Parkplatz haben wir ein tolles Panorama über Kaltern und die schneebedeckten Berge. Nach dem ganzen einheitsgrau der vergangenen Wintertouren endlich mal wieder Sonne und einen Hauch von Frühling. Aber da war ja noch was … so ganz ungetrübt ist die Stimmung noch nicht.

Wir fahren nach Bozen, dort gibt es einen Ford Händler der sich den Wagen anschauen soll - im Stand ist das Lenkrad kaum zu bewegen. Der Händler ist ein riesiges Gebäude und nennt sich selbst Autostadt. Über 20 Rolltore liegen nebeneinander als Drive In für die Werkstatt.  Der Checkin ist freundlich, allerdings ist gleich Siesta, wir müssen zwei Stunden bis nach der Mittagspause warten …

Die Zeit vertreiben wir uns in einem nahe gelegenem Einkaufszentrum, ein Kaffee in der Sonne mit Blick über Bozen. Zurück an der Autowerkstatt geht es jetzt auch schnell. Der Techniker nimmt unser Wohnmobil und erklärt uns das die Werkstatt auf der dritten Etage des Gebäudes liegt, in rund einer halben Stunde wäre er zurück. Wir warten in einem leeren Büro, um kurz vor drei parkt unser Wohnmobil wieder vor der Werkstatt. Diagnose: Ein Schlauch der Servopumpe ist undicht, das Ersatzteil wäre morgen Mittag da. 280 Euro kostet die Reparatur, das ist überschaubar. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen und fahren zurück nach Kaltern.

 

Bozen
Bozen

Kaltern am See

Der Stellplatz liegt an einem Campingplatz am See, der Ort Kaltern liegt rund 3 km entfernt. Genauer gesagt sind es wohl 3 Stellplätze für je 20 bis 30 Wohnmobile in unmittelbarer Nachbarschaft, aber außer zwei anderen Mobilen ist hier nirgendwo etwas los. Der Campingplatz und die Restaurants haben geschlossen, die Parkplätze verwaist - es ist noch Winterpause. Am Kiosk erfahren wir das wir kostenlos auf der Wiese stehen können, in der Saison werden rund 20 Euro für die Übernachtung berechnet.
Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir vor dem Wohnmobil bei einem Glas Wein, als es kühler wird laufen wir noch eine Runde am See entlang.

 

Bozen

Wir geben unser Wohnmobil am morgen in der Werkstatt ab und laufen in die Altstadt von Bozen.  Es ist frühlingshaft warm und der ungetrübte blaue Himmel vertreibt schnell unsere Sorgen. Wir hatten zwar Bozen gar nicht so ausgiebig auf unserem Plan, der Reiseführer verspricht aber eine schöne Altstadt.  

Nachdem wir das graue Industriegebiet hinter uns gelassen haben sind wir auch bald im Zentrum. In einem Café genießen wir das italienische Leben, neben uns sitzen zwei typische Italienerinnen, beide telefonieren eine gute halbe Stunde lauthals über die Terrasse…

Entlang des Doms und über kleine Plätze kommen wir zur Laubengasse, eine hübsche historische Einkaufsmeile in der Altstadt. Der sehenswerte Obstmarkt hat noch geöffnet, dort gibt Obst, Gewürze und Blumen in allen Variationen; die Stände sind dicht gedrängt in den Gassen.

Auf dem Rückweg zur Werkstatt machen wir noch an einem Pizza Stand halt - das was nach leckerer Zwiebelpizza aussah entpuppte sich  als Kartoffelpüree und Würstchen Belag - hääää? Scheinbar eine Spezialität, selbst Einheimische bestellten die Variante, mein Pizza Favorit ist es nicht.

Kurz vor vier Uhr kam unser Wohnmobil repariert von der 3. Etage herunter gefahren - endlich konnte unsere Tour durch Südtirol losgehen.

Mit dem Wohnmobil in das Brenta Gebirge

Wir nehmen die Autobahn bis Triest. Fast jede größere Autobahntankstelle hat für Wohnmobile eine kostenlose Ver- und Entsorgungsstation, das ist richtig cool. Auch wir füllen nochmal Wasser nach und biegen in Triest von der Autobahn. Es geht erst ein Stück über kurvige Landstraßen Richtung Riva del Garda. An einem Supermarkt machen wir nochmal Stop und kaufen Lebensmittel ein. Abends essen gehen ist eher schwierig, da fast alles noch geschlossen hat, so stellen wir auf Selbstversorgung um.

Am Lago die Molveno machen wir Schluss für heute. Der See zählt zu den schönsten oberitalienischen Seen überhaupt und das nicht ganz zu unrecht. Es dämmert zwar bereits aber wir können das Gebirgspanorama um den See noch erahnen. Nach etwas kurverei finden wir am Seeende in Malfein den Stellplatz. Inzwischen ist es kalt geworden, über 800 Meter liegt der Bergsee hoch und wir verzichten auf einen Spaziergang am Ufer.

Der nächste Morgen lässt uns die Sorgen der letzten Tage vergessen, es ist ein azur blauer Himmel und das Bergpanorama des Brenta Gebirges ist überwältigend. Wir laufen ein Stück am See entlang und genießen die Sonne und die herrliche Aussicht auf die noch schneebedeckten Berge.

 

Es ist inzwischen Samstag und wir müssen unsere Wohnmobiltour durch Südtirol etwas zusammenstreichen. Ziel ist heute direkt Meran, ursprünglich sollte es nur bis Kaltern gehen, aber da standen wir ja schon zwei Nächte.

Die Fahrt durch das Brenta Gebirge ist wirklich ein Erlebnis. Wir kommen an Skigebieten vorbei, deren Liftbetrieb kurz vor der Landstraße endet, durch einsame Dörfer und immer wieder tolle Ausblicke auf die schneebedeckten Berggipfel.

Ein Highlight ist der Mendelpass - er ist das Tor nach Südtirol. Von der Passhöhe auf 1.300 Meter führen 15 Kehren mit maximal 12% Gefälle in das Tal. Die Straße ist zum Teil nur einspurig mit Ausweichbuchten für den entgegen kommenden Verkehr - Wohnwagengespanne sind dort verboten. Heute ist auf der beliebten Strecke kaum Verkehr und wir können die tolle Aussicht genießen.

Die Passstraße endet direkt in Kaltern am See und wir kommen an dem Parkplatz vorbei, an dem wir vor zwei Tagen gestanden haben. Heute geht es aber für uns weiter und wir nutzen die Schnellstraße Richtung Meran.

Meran

Der Stellplatz am Bahnhof ist für Wohnmobile jahreszeitlich bedingt gesperrt und wir fahren direkt weiter zum Ausweichplatz an der Schießstandstraße.

Der Platz ist nicht wirklich einladend, ein Schotterplatz mit Müll und Unrat an den Rändern, ein paar PKWs  und in der Mitte um die 10 Wohnmobile. Strom, Ver- und Entsorgung gibt es hier nicht, wenigstens ein paar Mülltonnen hätte man aufstellen können. Aber der Platz ist nahe am Zentrum, so sind uns die Umstände für eine Nacht egal und wir parken ein.

Hier unten im Tal ist es richtig warm gegenüber der Bergwelt von heute morgen. Bei den Temperaturen reicht uns ein dünnes Shirt und wir laufen in die Altstadt. Schon 10 Minuten später stehen wir im Zentrum und finden nur mit Mühe einen Platz in den Cafés an der Passerpromenade.  Die Menschen genießen die Sonne und noch vielmehr das Leben - riesige Party Bowle Gläser stehen ringsum auf den Tischen - scheinbar der Ballermann des Nordens.

Vorbei an der Wandelhandel laufen wir ein Stück entlang der Passer bis zum alten Passeirertor und biegen dann in die Altstadt ab. In der Laubengasse, die übrigens länger als in Bozen ist, wird die neuste  Mailänder Mode in den unzähligen Shops dargeboten. Hier ist flanieren und vor allem shoppen angesagt - zu meinem erstaunen gibt es dort erstaunlich viele Kinder-Klamotten-Boutiquen, kurz gefolgt von den Dessous Läden - aber vielleicht hängt das ja auch irgendwie zusammen.

Wir bummeln ein paar Stunden durch die wirklich schöne Stadt und sind am Abend am Stellplatz zurück. Unser Hund kuschelt sich zufrieden in seine Ecke und bewacht das Wohnmobil, wir ziehen derweil nochmal los in der Hoffnung eine Pizzeria zu finden. In einem Tabacchi Laden bekommen wir einen Tipp, ohne den hätten wir die Pizzeria wohl kaum betreten. Der Laden erinnert mich ein wenig an ein qualvoll dekoriertes Sportlerheim, aber die Pizza ist ziemlich gut.

Satt und zufrieden laufen wir das kurze Stück zurück und haben auf dem Stellplatz eine ruhige Nacht.

 

Vinschgau - Entlang der Etsch zum Rechenpass

Wir starten am nächsten Morgen recht früh, wir wollen uns einfach entlang der Strecke treiben lassen und sind gespannt was wir sehen und erleben. Unser Reiseführer gibt leider nicht allzuviel über die Region her.

Von der Strecke entlang der Etsch hatte ich mir landschaftlich mehr versprochen. Kilometerlang sind rechts und links der Straße riesige Apfelplantagen, die wenigen Orte durch die man kommt sind nicht wirklich einladend. Wir halten an der Kirche mit den ältesten europäischen Fresken, die ist aber leider noch im Winterschlaf samt kleinem Museum nebendran.

So fahren wir weiter mit dem Wohnmobil durch Südtirol, unser nächstes Ziel ist das Stilfserjoch.

Am Stilfserjoch

Am Abzweig zum Stilfserjoch biegen wir ab, der Pass ist zwar gesperrt aber vielleicht kommen wir noch bis an den Nationalpark in Trafoi. Die Straße windet sich erbarmungslos nach oben und mit jeder Kurve kommen wir dem Schnee näher. Kurz hinter Trafoi ist dann auch Schluss, die Straße ist mit einem Schlagbaum gesperrt, ab hier beginnt der Pass.

Wir parken am Straßenrand und laufen ein paar Kehren die gesperrte Pass Straße hoch. Unser Hund hat seinen Spaß im Schnee und wir versinken fast knietief abseits der Straße - hier ist es noch richtig Winter, wir sind an Liftanlagen mit Ski- und Snowboardfahren vorbei gekommen bei fast frühlingshaften Temperaturen.
 
Es geht zurück in das Etschtal und weiter Richtung Rechenpass. Vor uns werden die Wolken immer dichter und uns ist klar, das wir damit die Wetterscheide erreichen und in das trübe Grau der Nordalpen eintauchen.

 

Reschenpass und Sauna Therme

Am Rechenpass machen wir Stop, der Reschensee ist zugefroren und man kann bis zum versunkenem Kirchturm über das Eis laufen. Ich kannte die Szenerie nur aus dem Sommer, aber mit dem zugefrorenem See hat es einen besonderen Reiz.

Nach dem Pass wird das Wetter auch direkt ungemütlich - dichter Regen fällt vom Himmel, über die Landschaft legt sich ein Grauschleier. Eine letzte Nach am Inn in Landeck oder irgendwo begeistert uns nicht wirklich.

Wir prüfen die Strecke auf mögliche Sauna Landschaften und werden fündig - in Reutte die Alpentherme.  Damit müssen wir noch über den Fernpass, aber das Navi sagt uns eine Ankunftszeit von 17 Uhr voraus, und die Therme hat bis spät Abends geöffnet. Mit der Perspektive auf eine schöne Wellnesslandschaft am Abend ist der Fernpass schnell gefahren.

Den Abend verbringen wir dann in der Sauna mit grandioser Aussicht auf die Hängebrücke highline 179. Um uns herum stürmt das Wetter aber im Außen-Sprudelbecken bei 30 Grad ist uns das ziemlich egal.

Für die Nacht stehen wir auf dem Parkplatz unterhalb der Hängebrücke, vielleicht beruhigt sich das Wetter und wir können morgen Früh noch nach Oben laufen.

Die Nacht ist windig, es schaukelt, aber ansonsten ruhig.

Der nächste Morgen beginnt wie der letzte Tag auf unserer Wohnmobiltour durch Südtirol zu Ende gegangen ist - grausiger Regen und starker Wind. Wir verzichten auf einen Besuch der Hängebrücke die über uns im Wind schaukelt und wir fahren heim.

Reschenpass
Reschenpass