Reiseberichte

Mit dem Wohnmobil 10 Tage durch Schleswig-Holstein

November 2021 - wir haben 10 Tage frei und machen wir uns auf die längst geplante Tour - einmal mit dem Wohnmobil entlang der Küste Schleswig-Holsteins. Die Urlaubssaison ist dort Anfang November vorbei, die Wetterprognosen sind durchwachsen, aber dann ist eben auch ruhiger als in der Hauptsaison.

Klar kann man in 10 Tagen nicht die gesamte Küste Schleswig-Holsteins erkunden. Nordfriesland hatten wir schon einmal besucht, und mit Husum, Flensburg und Lübeck sind ein paar grobe Ziele für die Route gesteckt, der Rest wird sich unterwegs ergeben.

Glückstadt an der Elbe

Wir erreichen unsere erste Station Glückstadt in der Abenddämmerung. Irgendwo im Ort habe ich die Hinweisschilder zum Stellplatz an der Nordermole aus den Augen verloren und so stehen wir kurze Zeit später vor dem Anleger der Elbfähre. Ein Parkplatz ist hier explizit für Wohnmobile freigegeben und so bleiben wir die Nacht dort stehen. Unsere Bordelektronik spinnt ein wenig in der Nacht, immer wieder kommt es zu Totalausfällen von denen auch die Heizung betroffen ist. Bei 14 Grad Innentemperatur freuen wir uns morgens auf den ersten dampfenden Kaffee.

Draußen ist es nebelig, die Schafe blöken neben uns auf dem Deich als wir uns auf den kurzen Spaziergang nach Glückstadt machen.

Glückstadt war vor hunderten Jahren einmal vom dänischen König als Gegenentwurf zu Hamburg und seine Hafen geplant, aber es ist heute eher ein verschlafenes Nest. Im Hafen machen nur noch ein paar Hobby Kapitäne vor den historischen Gemäuern fest. In den Strandkörben einer Bar am Ende des Hafens genießen wir einen Kaffee, dann geht es durch die Straßen von Glückstadt. Der Ort ist schnell erkundet und gegen Mittag laufen wir zurück zum Fähranleger.

Büsum

Unsere zweite Station ist Büsum - eines der Touristenziele an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste. Am Ortsrand gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz den wir ansteuern. Nach ein paar Schritten stehen wir schon am altem Hafenbecken an einer Fischbude und freuen uns über ein Mittagessen.

Die City von Büsum ist recht hübsch aber auch austauschbar. Boutiquen und Kneipen reihen sich aneinander, mich hat es direkt an Norddeich erinnert, nur entsprechend der Jahreszeit hängen hier Schals und Mützen vor den Geschäften wo sonst Sonnencreme und Strandspielzeug präsent ist.

Am Museumshafen dominiert die Kette Gosch/Sylt das Geschehen, sonst ist dort wenig zu bestaunen. Der „Strand“ - wie so oft in der Region - besteht aus einem kurz geschnittenem Golfrasen, davor das Watt.

Büsum ist wirklich schön, auch wenn ich einen Strandurlaub hier nicht verbringen würde. Am Hafen legen die Ausflugsschiffe nach Helgoland ab, das wäre nochmal ein Traum.

Die Nacht war dann weniger erfreulich, obwohl wir an „Landstrom“ standen viel unsere Elektrik immer wieder aus, bei 12 Grad im Camper macht das Aufstehen irgendwie keinen Spaß. Wir vermuteten eine defekte Aufbaubatterie die wir am nächsten morgen im nahe gelegenem Heide bei einem WoMo Händler ersetzen lassen. Aber wie es sol will, trotz aller Beteuerungen passte die vorrätige Batterie nicht, uns so wurden aus dem geplanten kurzen Stop gut 1,5 Stunden bis der Händler etwas passendes beschaffen konnte…

Husum

Unser nächste Ziel auf unserer Wohnmobiltour durch Schleswig-Holstein ist Husum. Schon während der Fahrt merken wir, das die neue Batterie nicht die Lösung unserer Probleme ist - die Bordelektronik startete in konstanter Regelmäßigkeit neu.

Wir lassen uns nicht verunsichern und verbringen den Nachmittag und Abend im schönem Husum. Das Hafenstädchen ist wirklich nett und vom Stellplatz, der nicht ganz so schön in einem Hinterhof liegt, ist nicht all zuweit bis in den Ort.

Die Abend verbringen wir im Fischrestaurant Loof mit Blick auf den Hafen, scheinbar die Institution in Husum.

Die Nacht wurde wieder kalt, mit ausgefallener Bordelektronik zeigt das Thermometer am nächsten morgen grade mal 12 Grad an.

Sylt - Radtour zum Ellenbogen

Für uns geht es früh raus, wir wollen mit dem Zug von Husum nach Sylt. Der RE6 fährt im Stundentakt direkt nach Westerland, mit dem Schleswig-Holstein-Ticket kostet uns die Tour für 2 Erwachsenen mit Hund 38 Euro.

Nach einer guten Stunde kommen wir in Westerland an und sind zunächst von dem Verkehr erschlagen. Etwas abseits vom Bahnhof hatte ich ein Lasten-E-Bike reserviert, aber mit dem Gespann komme ich kam über die Radwege und muss mich auf der Straße in die SUV Kolonne einreihen. Erst etwas ausserhalb von Westerland wird es besser, um nicht zu sagen richtig schön.

Wir radeln 20 Kilometer durch eine herrliche Dünenlandschaft bevor wir am Abzweig zum Ellenbogen ankommen. Unser Hund genießt die Tour vor mir in der Lasten Box und lässt sich den Fahrtwind vergnügt zum die Ohren pusten.

Das nördlichste Gebiet Ellenbogen auf Sylt ist Naturschutzgebiet,  aber über die Maut Straße eben auch für Autos zugänglich - und davon wird hier rege gebrauch gemacht. Nach ein paar Kilometern erreichen wir einen Abzweig in die Dünen, lassen die Räder dort stehen und sind nach einem kurzen Fußweg tatsächlich am nördlichsten Punkt Deutschlands. Dünen und Strand bis zum Ende des Horizonts, im Sommer ein Paradies für Strandspaziergänge.

Über List fahren wir zurück nach Westerland und geben die Räder erschöpft zurück, 50 Kilometer sind eben auch auf dem E-Bike kein Pappenstiel, jedenfalls für uns die sonst kaum Radfahren.

Zufrieden fallen wir in die Sitze des RegionalExpress und sind nach gut einer Stunde wieder in Husum zurück.

Unsere Bordelektronik dreht nun völlig am Rad, es ist nur noch ein ständiges an- und ausschalten, damit ist die Heizung kaum zu starten. Wir beschließen am späten Abend nach Flensburg weiter zu fahren, zu mindestens sollten wir dann einmal über die Motorheizung den Camper aufgeheizt bekommen.

Flensburg und ein freundlicher Bosch Service

Es ist fast Mitternacht als wir auf den Messeparkplatz in Flensburg einbiegen. Die Bordelektronik spielt zwar immer noch verrückt aber wir haben durch die nächtliche Fahrt eine angenehme Innentemperatur.

Am nächsten Morgen müssen wir uns allerdings entscheiden, weitere kalte Nächte sind keine Urlaubsperspektive und nach ein paar Telefonaten wurde uns ein Bosch Dienst in der Nähe empfohlen.

Wir bekommen einen Termin zum durchchecken der Elektronik am Nachmittag, und vertreiben uns die Stunden im nahe gelegenem Einkaufszentrum. Urlaubsstimmung will nicht mehr so richtig aufkommen.

Nach gut einer Stunde steht die Diagnose des freundlichen Bosch Teams fest - die Platine der Steuereinheit, also das Bord Control was zum ein- und ausschalten der Verbraucher genutzt wird, ist defekt. Ersatz gibt es nur über einen Händler direkt bei Knaus, und das kann hier oben im Norden dauern.

Nach kurzer Fahrt und ewigen automatischen ab- und anschalten der Einheit habe ich den Papp ziemlich auf und halte an. Ich baue die Steuerungseinheit aus und dank der gefühlten 3 Meter Kabel die aufgerollt hinter der Verkleidung liegen landet das Ding im nächsten Oberschrank. Keine geknickten Kabel mehr, keine mechanische Spannung auf der Platine, und schon beruhigt sich die Situation.

Wir atmen vorsichtig auf und riskieren noch eine weitere kalte Nacht - es geht zum Stellplatz in Flensburg am Hafen. Es ist fast dunkel als wir dort ankommen und laufen nur noch zum nächsten Supermarkt für ein paar Einkäufe. Das Bord Control Panel hält zu mindestens für ein paar Stunden durch, und das ändert sich auch nicht mehr auf der restlichen Tour.

Der Stellplatz in Felsburg liegt an der Hafenspitze, damit sind es rund 3 Kilometer bis in die Altstadt und etwa die gleiche Entfernung zur anderen Seite zum neuem Sporthafen.

Den nächsten Morgen verbringen in Flensburg. Entlang der Förde laufen wir in die sehenswerte Altstadt. Tourismus spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, hier gibt es nicht die typischen Touristen-Läden wie in Büsum. Am Nachmittag laufen wir das kurze Stück zum Stellplatz zurück und fahren unsere Wohmobiltour durch Schleswig-Holstein weiter.

Von Kappeln / Schlei nach Heiligenhafen

Der Stellplatz an der Marina in Kappeln ist überraschen groß für das kleine Städtchen. Bis zu Ostsee und den Stränden bei Schönhagen sind es noch gute 6 Kilometer, aber baden ist Anfang November sowieso nicht mein Fall. Den Abend verbringen wir in einem urigen Restaurant am Hafen (Fährschenke) das bereits um halb 7 bis auf den letzten Platz ausgebucht ist.

Am nächsten Morgen schauen wir uns Kappeln an. Hoch über dem hübschen Städtchen liegt eine alte Holländerwindmühle, eine der größten in Schleswig-Holstein. Gegen Mittag fahren wir weiter und machen einen kurzen Stop im nahe gelegenem Arnis. Das ist die kleinste Stadt Deutschlands und liegt auf einer Halbinsel in der Schlei. Von dem historischem Ort hatte ich mir mehr erwartet und nach einem kurzen Spaziergang durch die einzige Straße und entlang der Schlei fahren wir weiter.

Unsere Wohnmobiltour durch Schleswig-Holstein führt uns nun nach Eckernförde. Es ist kalt und windig geworden als wir durch die Straßen laufen. Die Stadt ist ein merkwürdiger Mix aus alter Bausubstanz neben neuem Sichtbeton. Besonders deutlich wird das am Hafen. Zwischen der historische Holzbrücke und dem altem Leuchtturm steht an der Hafenmole ein großer Neubaukomplex. Schön ist hier der lange Sandstrand direkt vor der Altstadt.

Die späten Nachmittag nutzen wir für eine etwas längere Fahr nach Heiligenhafen.  Ich hatte irgendwas von langen Sandstränden und Natuschutzinsel gelesen, als wir dann an dem Stellplatz vor der riesigen Ferienanlage ankommen bin ich etwas enttäuscht. Es ist schon Abend und wir beschließen trotzdem hier zu bleiben.

Am nächsten morgen laufen wir entlang des wirklich schönen Strandes bis zu Seebrücke und über die Altstadt von Heiligenhafen zurück. Wer Strandurlaub sucht und sich weniger an Bettenbunker stört ist hier vielleicht richtig.

Für uns geht es auf unserer Tour durch Schleswig-Holstein weiter und wir machen einen Zwischenstopp in Grömitz. Der Wind pfeift eisig kalt als wir die Standpromenade entlang laufen. Auf der Seebrücke müssen wir Mütze und Schal festhalten, das Wetter ist richtig ungemütlich. So ist der Stop dann auch nur von kurzer Dauer bevor wir uns wieder ins Wohnmobil verkriechen. Auf dem Großparkplatz am Ortsrand der gleichzeitig Stellplatz ist zu übernachten haben wir keine Lust - es geht direkt weiter ich Lübeck.

Hansestadt Lübeck

Wir stehen in Lübeck direkt im Stadtzentrum am Wallhafen mit Blick auf das Wasser. Inzwischen ist es dunkel und kalt, selbst das nahe gelegene Holstentor kann uns nicht mehr aus dem Wohnmobil locken. Die Kälte von Grömitz sitzt uns irgendwie noch in den Knochen und wir verbringen den Abend bei einem Glühwein und einem Buch.

Am nächsten Morgen ist das Wetter nicht wirklich besser - der Wind treibt immer wieder Regenschauer vor sich her, es ist ungemütlich kalt. Wir laufen entlang der Trave zum Holstentor und belegen dort in die Stadt ab. Es ist Sonntag morgen, die Innenstadt ist wie ausgestorben und vereinzelt haben ein paar Cafés auf. An einem warmen Tag mit Sonnenschein können wir uns die Altstadt richtig schön vorstellen - Geschäfte zum bummeln, Café Terrassen auf den Straßen. Doch heute versinken die hübschen Häuserzeilen in einem Einheitsgrau, beißender Wind pfeift um jede Straßenecke.

Am Mittag haben wir genug von Lübeck, oder besser gesagt vom Wetter. Im strömenden Regen laufen wir zurück zum Stellplatz und freuen uns über trockene Klamotten. Irgendwann werden wir Lübeck sicherlich nochmal besuchen, aber heute ist einfach nicht der Tag dafür.

Unsere Wohnmobiltour durch Schleswig-Holstein ist damit zu ende denn die für die letzte Station fahren wir nach Lüneburg in Niedersachsen.

Lüneburg in der Heide

Der Wohnmobilstellplatz in Lüneburg ist an Wochenende oft komplett belegt, aber es ist Sonntag Nachmittag als wir dort einparken und die meisten sind auf dem Rückweg. Das Wetter hat sich gegenüber dem Vormittag in Lübeck etwas beruhigt, es zwar noch kalt aber dafür trocken.

In Lüneburg ist an diesem Tag Stadtfest, die Geschäfte haben geöffnet und entsprechend voll ist die Altstadt. Wir schlendern durch die Gassen. Durch die Altstadt fließ die Ilmenau vorbei an historischen Gebäuden und Brücken. Die Geschäfte sind liebevoll dekoriert und die alten Häuser durchweg restauriert. Kein Wunder das Lüneburg bei Urlaubern und Bewohnern aus dem Umland so bliebt ist. Die Altstadt ist überschaubar ohne dabei klein zu sein. Geschäfte und Boutiquen wechseln sich mit den typischen Ketten ab, eine hübsche Mischung.

Für uns geht es am nächsten morgen wieder nach Hause. Noch ein Zwischenstopp am Hundertwasser Bahnhof in Uelzen und kurze Zeit später endgültig auf der Autobahn Richtung Zuhause.

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