Welterbe Route Harz

Die Welterbe Route im Harz mit dem Wohnmobil
Wir waren nun ein paar Mal mit dem Wohnmobil im Harz unterwegs, und so sind es diesmal nicht die ganz großen Highlights wie Brocken, Wernigerode & Co., sondern wir fahren etwas abseits der beliebten Routen. Das Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft zwischen Goslar und Walkenried ist unser Ziel.
Über 100 Teiche und 340 km Wassergräben als Überbleibsel der Harzer Bergwerke zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert sind schon Grund genug für diese Tour. Und die letzten Monate haben uns an die Belastungsgrenze gebracht, Zeit, um etwas auszuspannen.
Darf ich vorstellen - Chino unser Tibet Welpe
Unser kleiner Wirbelwind ist nun seit sechs Monaten bei uns. Der darf als Welpe noch keine großen Touren laufen, aber die ersten größeren Runden hat er schon gemeistert. Erwartet also ausnahmsweise keine tollen langen Wanderungen, der Kleine darf nicht. Aber die einzige deutsche Holz-Stabkirche zu beschnüffeln und in den Harzer Wäldern zu toben, das geht schon …

Welterbe Route Harz - ein Reisebericht
Wir starten unsere Tour mit dem Ziel Hahnenklee-Bockswiese. Das liegt im niedersächsischen Teil des Harzes, etwa 20 Kilometer südlich von Goslar.
Wir fahren Samstag Mittag im Rheinland los. Unsere Route führt uns über die A 44 vorbei an Dortmund, Paderborn nach Kassel. Wer die A 44 in dem Abschnitt kennt, wundert sich auch nicht mehr, warum Offroad-Wohnmobile aktuell so beliebt sind… Kilometer lange Begrenzungen auf 80 km/h wegen Schlaglöchern, Straßen- und Brückenschäden.
Hahnenklee-Bockswiese
Mit dem letzten Tageslicht kommen wir in Hahnenklee an. Auf dem Großparkplatz wurde ein Bereich als Stellplatz für Wohnmobile markiert, von den ca. 15 ausgewiesenen Plätzen sind nur zwei belegt. Wir parken irgendwo dazwischen ein, fahren noch kurz auf die Unterlegkeile, und dann Schluss für heute.
Hahnenklee-Bockswiese liegt auf rund 650 Meter Höhe und zu unserer Überraschung liegen hier noch Schneereste. Nicht wirklich dramatisch, aber genug für ein eindrucksvolles Foto.
Die Stabkirche ist in Sichtweite, aber die muss warten. Nach mehr als vier Stunden Autofahrt brauchen wir etwas zu essen und fallen dann müde ins Bett.

Der Liebesbankweg, der Bocksberg und die Stabkirche.
Der nächste Tag ist sonnig und wir wandern den sieben Kilometer langen Liebesbankweg. Über breite Waldwege geht es stetig bergauf bis zur Bocksberg-Hütte, an der wir Pause machen. Am Gipfel gibt es alle erdenklichen Freizeitangebote: Skilifte & Seilbahn, Sommerrodelbahn, Mountainbike-Parcours, Aussichtsturm … Nicht umsonst ist die offizielle Bezeichnung „Erlebnis-Bocksberg“. Mir ist das ein wenig zu viel, aber an diesem Morgen ist rund um die Hütte wenig los.
Der Liebesbankweg führt uns zurück ins Tal entlang der alten Teichen des Oberharzers Wasserregals.
Am Ende der Wanderung kommen wir dann auch an Deutschlands einziger Stabkirche vorbei. (Holz)Stabkirchen sind vor allem in Skandinavien verbreitet. Ich finde den Anblick nicht ganz so eindrucksvoll im Gegensatz zur blauen Holzkirche in Clausthal-Cellerfeld.
Am Abend fahren wir nach Braunschweig, ich habe dort einen beruflichen Termin.
Erst am Dienstagmorgen geht es für uns zurück in den Harz, wir wollen die Welterbe-Tour Oberharzer Wasserwirtschaft von Goslar nach Walkenried fahren.
Rammelsberg
Das alte Bergwerk gehört zum UNESCO-Welterbe Harz. Erst 1988 wurde die Förderung nach fast 1.000 Jahren ununterbrochenem Bergbau eingestellt. Rund 27 Millionen Tonnen Erz, vor allem Kupfer-, Gold- und Silbererze, wurden abgebaut.
Leider kommen wir mit Hund noch nicht mal in den Außenbereich der Anlage. Uns bleiben nur ein paar Fotos von den Außenanlagen, die in den 1930er Jahren entstanden sind.
Der Besuch war dementsprechend kurz und wir fahren weiter Richtung Clausthal-Zellerfeld.
Zellerfelder Kunstgraben
Das Wetter ist traumhaft und für Anfang März viel zu warm. An der B 241 ist ein unscheinbarer Parkplatz unterhalb des Großen Kellerhalsteiches. Mit Proviant für ein zweites Frühstück und frischem Kaffee machen wir uns auf den Weg. Oben am See zweigt ein kleiner Wanderpfad ab, der neben dem jahrhundertealten Graben verläuft.
In seiner längsten Ausdehnung war der Zellerfelder Kunstgraben zehn Kilometer lang und versorgte die Bergwerke mit Aufschalgwasser. Damit konnten - vereinfacht gesagt - große Wasserräder angetrieben werden, die mittels Eimerketten die tiefen Stollen entwässerten.
Wir folgen dem verwunschenen Pfad ein ganzes Stück, bis wir irgendwo an einer sonnigen Bank frühstücken und sind nach zwei Stunden am Camper zurück.
Grunder Gefälle
Über Clausthal-Zellerfeld fahren wir weiter Richtung Bad Grund. Aber nicht zu den sehenswerten 19-Lachter Stollen, sondern zum Grunder Gefälle.
Den Parkplatz an der B 242 finden wir auch, dort steht auch das Welterbe-Schild zu dem Grunder Gefälle, aber dann? Wir laufen alle vom Parkplatz abzweigende Wege ein paar hundert Meter ab, finden aber kein weiteres Hinweisschild. Die Welterbe-APP gibt auch nicht viel her, und auf den Topo-Karten finde ich auch keinen Eintrag.
Ein paar Bilder habe ich irgendwo gesehen, demnach müsste das Grunder Gefälle ein großer Stollen sein, durch den Wasser fließt, aber sicher bin ich mir jetzt auch nicht mehr.
Der Wanderweg nach Bad Grund ist das Einzige, was dort weiter ausgeschildert ist.
Ich ärgere mich ein wenig über mich selber wegen der schlechten Recherche und Vorbereitung. Ein wenig mehr als ein allgemeines Hinweisschild hätte ich aber auch erwartet.
Hutthaler Widerwaage
Unsere nächste Station entlang der Welterbe-Route Harz sind die Hirschler-Pfauenteiche und die Huttaler Widerwaage. Der Parkplatz ist an der B 242 zwischen Clausthal-Zellerfeld und dem Abzweig Altenau, kurz vor dem großen Dammgraben.
Auf dem Parkplatz stehen auch hier nur vereinzelt Autos, wie auch an den anderen Stationen der Welterbe-Route. Touristen scheinen sich nur vereinzelt für die Oberharzer Wasserwirtschaft zu begeistern.
Der kurze Spaziergang zur Hutthaler Widerwaage ist gut ausgeschildert. Nach rund 15 Minuten stehen wir an dem etwas versteckt liegendem Teich samt Wehr und Stollen. Bereits 1736 wurde die Anlage gebaut und ist heute noch gut erhalten. Eine Hinweistafel erklärt anschaulich die Zusammenhänge. Der Teich liegt im Schatten der dichten Wälder und ist teilweise noch zugefroren.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zu den Pfauenteichen, die etwas versteckt am Wegesrand liegen. Das ist Quellgebiet und ich versinke bis zu den Knöcheln in der unscheinbaren Wiese.
Wir fahren weiter bis St. Andreasberg, um dort auf dem Stellplatz zu übernachten. Der liegt etwas außerhalb an der Sportanlage. So richtig gefällt uns der Platz nicht und wir fahren weiter nach Bad Sachsa. Der Stellplatz dort ist ein Teil des Schwimmbadparkplatzes, auch nicht wirklich idyllisch, aber hier bleiben wir die Nacht.
Bad Sachsa ud Burgruine Scharzfels
Den Vormittag verbringen wir mit einem Stadtbummel in Bad Sachsa. Nach den ganzen Teichen, Gräben und alten Steinen der letzten Tage eine willkommene Abwechslung. Anfang März in der Sonne auf einer Caféterrasse frühstücken zu können, ist schon wahrer Luxus.
Unser letztes Ziel auf unserer Welterbe-Tour Harz ist Walkenried, doch vorher machen wir noch eine kleine Wanderung zur Burgruine Scharzfeld. Rund drei Kilometer führt der Wanderweg aus dem breiten Tal auf einen Höhenzug zur Burgruine.
Teile der Ruine sind bei unserem Besuch leider gesperrt und das Café hat geschlossen. So bleibt uns nur die schöne Aussicht, bevor wir weiter nach Walkenried zum Campingplatz fahren.
Walkenried
Für zwei Nächte quartieren wir uns auf dem Knaus Campingpark ein. Den Platz können wir uns frei aussuchen, es sind nur noch vier andere Touristencamper auf dem recht großen Campingplatz.
Wir füllen unsere Lebensmittelvorräte am nahe gelegenen Supermarkt auf und sitzen bis zum Abend vor dem Camper. Unser Welpe Chino hat zwei Kinder gefunden, die mit ihm im Ball spielen und kraulen, der ist für den Rest des Tages beschäftigt.
Am nächsten Morgen nehmen wir die Räder und fahren zum alten Kloster.
Die Ruinen sind eindrucksvoll, das Zinsterzienser-Museum hat leider heute geschlossen. Wir schlendern noch über den Marktplatz und durch die wenigen Gassen von Walkenried.
Am nächsten Tag verlassen wir Walkenried und die Welterbe-Route. Die Strecke der letzten Tage ist wirklich schön, wer zum ersten Mal in der Region unterwegs ist, sollte Goslar und Clausthal-Zellerfeld mit einplanen.
Wir machen einen Sprung in den Ostharz nach Tahlmühle im Selketal. Dort gibt es einen kleinen Stellplatz unterhalb der Burg Falkenstein.
Josephkreuz
Von Walkenried nach Thalmühle fährt man eine gute Stunde, ca. 68 Kilometer, quer durch den Harz. Unterwegs kommen wir am Josephkreuz vorbei. Darüber hatte ich zwar gelesen, aber dass es entlang unserer Route in das Selketal liegt, war mir nicht klar.
Natürlich machen wir einen Zwischenstopp und laufen die paar Hundert Meter den Berg hinauf. Erst kurz vor dem Wipfel wird der imposante Turm sichtbar. Die Stahlkonstruktion ist ähnlich des Eifelturms und 38 Meter hoch. Gegen eine geringe Gebühr kann der Turm bestiegen werden. Ich warte unten mit unserem Hund im Biergarten.
Thalmühle / Selketal
Der Stellplatz in Thalmühle liegt im Harzer Outback, dort ist weit und breit nichts. Die Burg Falkenstein thront hoch über dem Tal, entlang der Selke ist ein lohnenswerter Radweg.
Wir laufen am nächsten Morgen hoch zur Burg. Von dort hat man ein tolles Panorama über das Selketal und den Ostharz. Wer in Ruhe und Abgeschiedenheit wandern will, für den ist die Ecke genau richtig.
Unser Welpe darf aber noch nicht wandern, die vier Kilometer zur Burg hin und zurück sind die Grenze für seine jungen Knochen.
Dafür nehmen wir am Nachmittag die Räder und fahren durch das Selketal. Inzwischen gewöhnt sich Chino auch an die Mitfahrt im Lastenbike. Unsere alte Hundedame hat es geliebt, sich stundenlang chauffieren zu lassen. Davon ist Chino noch ein ganzes Stück entfernt, aber auf den ersten kurzen Touren macht er das schon gut und bleibt in seiner Kiste sitzen.
Für uns kommt die Zeit des Aufbruchs, am nächsten Tag verlassen wir den Harz, machen nicht einen Übernachtungsstopp in Lippstadt und sind nach zehn Tagen wieder zuhause.