Ein Wochenende im Wispertal

Outback im Taunus
Es ist das lange Wochenende um Christi Himmelfahrt, die Wetterprognose verspricht ein paar frühsommerliche Tage, Camping- und Stellplätze, Restaurants und Cafés dürfen nach dem Corona Lockdown wieder öffnen.
Damit wird der Ansturm auf die Natur & Stellplätze noch viel größer sein als sonst in den Jahren an diesen langen Wochenenden.
Wir müssen bis Samstag Mittag arbeiten, damit fällt ein Kurzurlaub für uns aus, dennoch wollen wir bis Montag weg. Dem Kuschelcamping gehen wir meist aus dem weg, wir suchen uns an solchen Wochenenden Regionen die eher selten besucht werden. Letztes Jahr war es zum Beispiel der Nationalpark Hunsrück, am Erbeskopf (dem Nationalparkhaus) standen grade mal 4 Wohnmobile.
Diesmal zieht es uns in den Taunus, genauer gesagt in den Wispertaunus. Das ist eine Region zwischen Lorch am Mittelrhein und Bad Schwalbach im Taunus. Auf 40 Kilometer länge hat sich dort die Wisper tief in die waldreichen Berge eingegraben und die Region ist spärlich besiedelt.
Neben dem bekannten Wispertaunussteig wurden ende 2019 weitere 13 Premium Wanderwege eröffnet, darunter so klangvolle Namen wie „Im Wisper Outback“ oder „Rhein-Wisper-Glück“.
Der Wispertaunus
Wir starten am Samstagmittag, nach einer guten Stunde Fahrt biegen wir in Koblenz von der Autobahn.
Es geht am Mittelrhein vorbei, wir passieren Urbar und Lahnstein. Vor uns taucht die Marksburg auf und in Braubach verlassen wir die B42 die durch das Rheintal führt. Es geht hinauf in den Taunus, die kleine Straße schlängelt sich durch Dörfer, Wälder und Wiesen. Nastätten ist noch ein größerer Ort, danach endet die Zivilisation.
An einer kleinen Straße zwischen Kemel und Watzelhain liegt der Wanderparkplatz Teufelshecke. Das ist der Ausgangspunkt für den Wisper Trail „Im Wisper Outback“. Der Parkplatz liegt ruhig, ein paar Picknickbänken, ideal für eine Nacht. An Stellplätzen ist in dieser Region sowieso nich zu denken.

Im Wisper Outback
Die Nacht war ruhig und am Morgen machen wir uns auf den 13 Kilometer langen Rundweg. Es ist 10 Uhr, auf dem Parkplatz parkt das erste Auto ein, sonst ist hier niemand.
Der Weg ist abwechslungsreich, es geht auf schmalen Pfaden durch Wälder und Wiesen. Erst auf der Hälfte der Tour bei dem Dorf Wisper begegnen uns die ersten Wanderer. Die Wisper Trails sind vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierte „Premium-Wanderwege“. Mir ist die Auszeichnung eigentlich ziemlich egal, auch nicht zertifizierte Wege sind schön, aber sie sind zumindestens ein Qualitätssiegel was die Beschilderung angeht - und damit wurde hier nicht gespart.
Selbst eine Wegsperrung wegen Baumfällarbeiten ist perfekt mit einer Umleitung ausgeschildert, das GPS Gerät brauchten wir an keiner Stelle.
Mittags erreichen wir wieder den Parkplatz, rund 3 Stunden waren wir auf der Tour unterwegs. Inzwischen hat es sich auch hier etwas gefüllt, rund 10 Autos parken an der Teufelshecke. Alle Details zur Wanderung findet ihr hier: Wisper Trails: Im Wisper Outback.
Rüdesheim
Ich war noch nie in Rüdesheim, und diese Bildungslücke der legendären Drosselgasse wollen wir am Nachmittag noch schließen. Wir fahren entlang der Wisper nach Lorch am Rhein, von hier aus sind es nur ein paar Kilometer bis Rüdesheim.
Die Parkplätze im Ort sind fast leer, es gibt noch keine Touristenbusse und auch keine japanischen Gäste die sonst nach Rüdesheim im Stundentakt pilgern. Dennoch ist im Ort einiges los, im Hochbetrieb schieben sich wahrscheinlich die Menschenmassen durch die Gassen. Überall sind Abstandsaufkleber auf dem Boden, die Drosselgasse ist für Fußgänger als Einbahnstraße ausgeschildert.
In irgendeinem Touristenlokal finden wir Platz auf der Terrasse, das Essen ist erstaunlich gut und recht preiswert. Es gibt einen Bio Burger mit regionalem Rindfleisch aus dem Taunus, einzig das bayrische Bier ist nicht ganz mein Fall.
Die Seilbahn zum Niederwalddenkmal hat kaum Andrang, es ist aber auch schon später Nachmittag als wir dort vorbeikommen.
Wir fahren weiter, unsere Tour geht nach Lorchhausen. Dort ist der Ausgangspunkt für den Wisper Trail Rhein-Wisper-Glück. Die Straße zweigt am Rhein von der B42 ab und führt in das enge Seitental von Lorchhausen. Hier passt kaum ein Auto zwischen den Häusern durch. Am Startpunkt der Wanderung ist ein kleiner Parkplatz im Ort.
Wir fahren nochmal nach Lorch in das Wispertal und nach einigen Kilometern finden wir einen ruhigen Parkplatz zum übernachten.

Rhein-Wisper-Glück
Der Wisper Trail „Rhein-Wisper-Glück“ führt durch die Weinberge zwischen Lorch und Lorchhausen und steht auf der Auswahlliste zu Deutschlands schönstem Wanderweg 2020. Die Zufahrt in Lorchhausen hat und gestern nicht wirklich gefallen und so beschließen wir, ab Lorch den Rheinsteig als Zuweg zu nehmen.
Wir wandern eine halbe Stunde ab Lorch, das sind rund 130 Höhenmeter und stehen dann oben an der Burgruine Nollig. Dort treffen wir auf unserem Rundwanderweg „Rhein-Wisper-Glück“.
11 Kilometer ist die Runde lang und bietet herrliche Ausblicke auf das Rheintal. Der Weg ist mal breit, mal einer schmaler Waldpfad, ein ständiges auf-und-ab. 4 Stunden verbringen wir auf der schönen Tour, mit dem Zustieg über den Rheinsteig sind es am Ende 13 Kilometer geworden. Es ist nach Mittag als wir von dieser schönen Tour in Lorch zurück sind.

Wir müssen dann auch schon wieder zurück Richtung Heimat, unser Wochenende endet. Wir nehmen die B42 bis Koblenz, unterwegs haben wir etwas mühe einen geöffneten Biergarten zu finden. Irgendwo am Straßenrand sehen wir eine große Terrasse bei einem Italiener. Ein Stop, eine gute Pizza, und wir machen uns endgültig auf die Rückreise.
Definitiv hat uns das Wispertal gut gefallen - einsame schöne Wanderwege in herrlicher Natur, für uns eine ideale Auszeit vom Alltag.