Erzgebirge

10 Tage vorweihnachtliches Erzgebirge - unsere Camper Rundtour
Tourverlauf: Zwickau - Schneeberg - Schwarzenberg - Blauenthaler Wasserfall - Glück auf Turm am Bühl / Eibenstock - Frohnauer Hammer / Annaberg-Buchholz - Binge Geyer - Burg Scharfenstein - Seiffen - Georgenfelder Hochmoor - Freiberg
Nach über fünf Stunden Autofahrt für etwas mehr als 400 Kilometer fahren wir bei Weimar von der A 4 ab in das etwas südlich gelegene Bad Berka. Es ist schon dunkel, als wir auf dem kleinen Stellplatz ankommen, außer zwei dauerparkenden Wohnmobilien sind wir alleine. Die Altstadt liegt nur einen Steinwurf entfernt, vielleicht ein anderes Mal. Wir sind müde und nutzen den Platz als reinen Übernachtungsplatz.
Die ersten Sonnenstrahlen wecken uns am nächsten Morgen und wir fahren zu unserem ersten Ziel auf unserer Camper-Tour durch das Erzgebirge. Zwickau ist nur eine Stunde entfernt, entspanntes Fahren auf der monotonen Autobahn.
Altstadtbummel Zwickau
Der Großparkplatz in der Innenstadt von Zwickau ist kaum belegt. Wir stellen unseren Camper dort ab und laufen in das nahe Altstadtzentrum. Durch die leeren Gassen fahren voll besetzte und vergitterte Mannschaftsbusse der Polizei. Das erhöht nicht unbedingt mein Sicherheitsgefühl, erst später erfahren wir, dass das Erzgebirge Aue irgendwo in der Umgebung kickt und die Fans über Zwickau anreisen.
Der Marktplatz ist etwas belebter und das mulmige Gefühl verschwindet. Inzwischen ist es so warm (Anfang November!) dass wir draußen in der Sonne im Café ausgiebig frühstücken.
Es ist Sonntag, die Geschäfte in den Einkaufsstraßen haben zu und so schlendern wir noch vorbei am Dom und den historischen Priesterhäusern.
Größere Städte sind nicht so wirklich meine Wohlfühlgegend, und wir fahren am Nachmittag weiter nach Schneeberg.
Bergstadt Schneeberg und Schwarzenberg
Schneeberg liegt nur 20 km von Zwickau entfernt. Über die B 93 fahren wir eine halbe Stunde von Zwickau nach Schneeberg und parken dort auf dem Wohnmobilstellplatz. Über Nacht bleiben wir hier, den Abend verbringen wir im historischen Ratskeller bei einem guten Essen.
Der nächste Tag ist weniger freundlich, dicke Wolken hängen über dem Tal, als wir durch die Gassen zwischen Markt und Kirche schlendern. Der Weihnachtsmarkt wird gerade erst aufgebaut, dafür ist es Anfang November noch zu früh.
Wir fahren weiter und erreichen über Aue das nahe gelegene Schwarzenberg. Hoch über dem Stellplatz im Tal thront das Schloss Schwarzenberg. Bequem mit dem Schrägaufzug fahren wir vom Parkplatz hoch in die Altstadt.
Schwarzenberg beschäftigt noch einen Türmer, der mehrfach die Glocken im Rathausturm läutet und im Anschluss die Türmerrufe vom Glockenturm erschallen lässt. Das Spektakel wollen wir uns nicht entgehen lassen und vertreiben uns bei Nieselregen die Zeit in einem urigen Café.
Punkt 17 Uhr werden die Fensterläden oben im Rathausturm geöffnet, zunächst schallen die Glocken über das Dorf und etwas später die Türmerrufe. Wir stehen gespannt auf dem Platz, aber außer uns scheint das hier niemanden zu interessieren.
Vor der Sankt-Georgenkirche am Schloss spielt eine Blaskapelle und läutet den St.-Martins-Umzug ein. Mit Pferd und Reiter vorab ziehen die Kinder mit ihren selbstgebauten Fackeln durch die neblige Altstadt. Am improvisierten Glühweinstand wärmen wir uns, unser Welpe ist längst in seine Tragetasche geklettert und lässt sich ausgiebig von allen Außenstehenden schmusen.
Wir laufen ins Tal zum Wohnmobilstellplatz und freuen uns über einen trockenen und warmen Camper.
Blauenthaler Wasserfall
Auch wenn unser Welpe noch nicht viel laufen darf, zieht es uns heute in die Natur. Wir fahren zum Blauenthaler Wasserfall – dem höchsten Wasserfall im Erzgebirge. Blauenthal ist nur 20 Minuten mit dem Auto von Schwarzenberg entfernt und am frühen Vormittag parken wir auf dem kostenpflichtigen Wanderparkplatz ein.
Bis zum Wasserfall sind es auch nur ein paar Schritte, aber es gab dort keine tosenden Wassermassen, die sich in die Tiefe stürzten, sondern nur ein kleines Rinnsal, das sich auf dem Weg ins Tal quält. Die Trockenheit der letzten Monate macht sich auch hier bemerkbar.
Das Denkmal „Der letzte Bär am Auersberg“ haben wir gar nicht be- bzw. gesucht, vielleicht steht der Gedenkstein aber auch nicht hier, sondern in Bielefeld, wer weiß das schon. Die Google-Rezensionen sind recht lustig…
Wir fahren weiter zum Glück Auf Turm am Bühl / Eibenstock.
Aus 5 Kilometer Fahrtstrecke wird wegen einer Straßensperrung und Umleitung über eine halbe Stunde Autofahrt. Wir parken am Ortseingang, diesmal kostenlos, und laufen die Anhöhe zum Turm hoch.
Unser übliches Verfahren - Kopf oder Zahl -, die Münze entscheidet und ich bleibe mit dem Welpen unten und Tina macht die Fotos oben vom Turm. Der Blick reicht weit über die Talsperre Eibenstock, ein Märchenwanderweg beginnt an der Anhöhe.
Frohnauer Hammer - eine unerwartete Besichtigung
Unser nächstes Ziel ist der Frohnauer Hammer bei Annaberg-Buchholz. Das ist ein altes Hammerwerk einer Schmiede aus dem 17. Jahrhundert, das heute noch funktionstüchtig ist.
Ich hatte mir wenig Hoffnung gemacht, dass wir mit Hund das Hammerwerk besichtigen können, aber da es zur UNESCO-Welterbestätte Montanregion gehört, wollte ich es zumindest von außen sehen.
Das Gebäude ist eher unscheinbar, ein altes Mühlrad ist zu sehen. Während ich ein paar Fotos mache, spricht uns ein netter Herr an, „Die nächste Führung startet gleich“. Ich verweise auf unseren Welpen, der sich vor Kälte in die Umhängetasche kuschelt, und bekomme zu Antwort, „kein Problem, der darf mit rein“. Nur wenn er den Hammer anwirft, wird es etwas lauter und wir sollen aufpassen, dass der Kleine nicht vor Schreck aus der Tasche hüpft.
10 Minuten später sind wir dann auch schon mit einer Gruppe in der alten Halle. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Alte Schmiedewerkzeuge hängen überall an den Wänden, davor die drei mit Wasser angetriebenen Hämmer. Nach einer kurzen Erklärung zur Historie wird dann auch der kleinste Hammer in Betrieb gesetzt. Der wiegt immer noch 100 kg und hat eine Schlagkraft von mehreren Tonnen. Der Krach ist ohrenbetäubend, unser Welpe bleibt in seiner warmen Tasche und schaut nur neugierig zu.
Nach der lohnenswerten Besichtigung fahren hoch nach Annaberg-Buchholz und verbringen die Nacht dort auf dem Stellplatz.
Annaberg-Buchholz
Ein typischer Novembertag - die Stadt liegt im Nebel eines leichten Nieselregens. Der Wind bläst kalt durch die Gassen bei unserem Spaziergang durch Annaberg-Buchholz. Chino, unser Tibet-Welpe, verkriecht sich schon nach kurzer Zeit in seine wärmende Tasche und lässt sich durch die Stadt tragen.
Annaberg-Buchholz ist eine große Kreisstadt mit fast 20.000 Einwohnern. Am Markt zweigt die Fußgängerzone ab, mit den typischen Geschäften, kein Vergleich mit den verträumten Schwarzenberg.
Wir essen Mittag im alten Bergamt an der großen Kirchgasse. Die Kneipe ist ein Unikat, an der Theke hängen Holzschilder mit den aktuellen Gerichten, eine Speisekarte gibt es nicht. Man fühlt sich ein wenig in die Zeit der Bergleute zurückversetzt.
Wir bleiben noch eine Nacht in Annaberg-Buchholz und fahren dann weiter zur Binge Geyer.
Die Binge Geyer
Am Ortsrand von Geyer liegt die Geyersche Binge. Ab dem 13. Jahrhundert wurden Zinn-, Silber- und Kupfererze gefördert. Irgendwann war der Berg so ausgehöhlt, dass er im Jahre 1803 komplett in sich zusammenbrach. Das Gelände steht seit 1935 unter Naturschutz.
Wir laufen den Lehrpfad, der um die Pinge führt. Leichter Nebel zieht noch durch das Tal, aber wir freuen uns, nach der Stadtbesichtigung gestern wieder in der Natur zu sein. Nach einer Stunde mit einigen Fotopausen sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück.
Über Wolkenstein fahren wir durch das malerische Tal der Zschopau nach Scharfenstein, das etwa 20 Kilometer nordöstlich von Geyer liegt.
Burg Scharfenstein
Zunächst hatten wir Burg Scharfenstein nur als Fotostop geplant. Unser Welpe war aber nach dem kurzen Aufstieg vom Parkplatz am Bahnhof zur Burg bereits so müde, dass er dankbar in seine Tasche wollte.
Wir durften dann auch das Museum der Burg besichtigen. Eine Mischung aus der Geschichte der Erzgebirgskunst in den oberen Räumen und Bergbau in den Kellergewölben. Der Rundgang hat Spaß gemacht und ist auch für Kinder geeignet, nicht umsonst nennt sich Scharfenstein auch Familienburg.
Es ist inzwischen Nachmittag geworden und wir suchen uns einen Stellplatz für die Nacht. Den Stellplatz am Schwimmbad in Marienberg fanden wir wenig einladend, hier wurde gerade gebaut und so sind wir etwas weiter gefahren in das Rätzeteichgebiet. In völliger Abgeschiedenheit gibt es dort einen Stellplatz am Waldrand.
Seiffen
Wir waren schon einmal vor ein paar Jahren in Seiffen. Wer den Ort und die Wiege der Schwippbögen und Weihnachtspyramiden nicht kennt, hier die erste Warnung, es wird weihnachtlich. In Lauscha am Rennsteig sind es die Weihnachtskugeln, in Rothenburg o.d. Tauber Käthe Wohlfahrt, und in Seiffen Pyramiden, Schwibbögen und Räuchermännchen.
Wer zum ersten Mal in diese Welt abtaucht, dem empfehle ich einen Besuch im Museum in Seiffen. Dort wird die Tradition und die Hintergründe des ursprünglichen Reifendrehens erlebbar. Danach noch einen Besuch in einer Manufaktur. Mit den unzähligen Schritten aus Drechseln, Malen und Kleben erkennt man die ganze Handwerkskunst in den dargeboten Pyramiden und Objekten.
Wir haben unseren Besuch in Seiffen bewusst für dieses Jahr ausgewählt. Unser Welpe ist noch klein, liegt gerne in der Tasche und so können wir die meisten Läden nach vorsichtiger Nachfrage gemeinsam betreten. In ein paar Jahren wird das anders sein, entweder hat er dann die Ruhe alleine im Camper zu bleiben oder einer von uns vergnügt sich am nächsten Glühweinstand samt Hund.
Natürlich konnten auch wir nicht der Fülle des Angebots widerstehen, aber es gibt auch Manufakturen mit modernen Ensembles. Bei uns ist ein Rentier mit Schlitten eingezogen, dazu ein paar stilisierte Tannen, und die Urlaubskasse war danach ziemlich strapaziert…
Bei einem guten erzgebirgischen Essen (Rouladen mit Klöse) lassen wir den Abend ausklingen und laufen das kurze Stück zum Camper zurück.
Am nächsten Morgen verlassen wir Seiffen und fahren Richtung Altenberg, genauer gesagt nach Zinnwald-Georgenfeld zum Hochmoor.
Georgenfelder Hochmoor
Wir fahren über Rehfeld-Zaunhaus entlang der tschechischen Grenze Richtung Altenberg (S 182). Die Landschaft überwältigt uns. Die Straße verläuft über kilometerlange alte Grenzwege durch den Wald, unterbrochen von Wanderparkplätzen, von denen alte Wach-Betonplattenwege abzweigen. Wir sind uns sicher, hier, zum östlichen Zipfel des Erzgebirges wollen wir noch einmal hin, zum Wandern oder Radfahren im Herbst.
Georgenfeld ist dann auch schnell erreicht, es ist die letzte Abfahrt vor der tschechischen Grenze. Der Wanderparkplatz am Moor ist leer, und wir laufen durch das Hochmoor zum eigentlichen Eingang. Über Brücken und Bohlen soll der Weg durch das Hochmoor führen. Doch dann die Enttäuschung: das eigentliche Hochmoor ist im Winter geschlossen, das hat uns der Reiseführer verschwiegen.
Wir laufen zurück, sammeln noch ein paar Geocaches ein, und finden Trost bei einer heißen Suppe im Café am Hochmoor. Die urige Hütte entschädigt uns.
Danach verlassen wir Georgenfeld mit dem festen Wunsch noch einmal wiederzukommen, und fahren zur unserer letzten Station auf unserer Camper Tour durchs Erzgebirge, Freiberg.
Freiberg
Die Weihnachtsmärkte werden auch hier gerade aufgebaut, dafür ist es noch zu früh Anfang November. Aber eben auch zu spät im Jahr, um in einem der Cafés draußen sitzen zu können. So schlendern wir durch die Gassen ohne wirkliches Ziel, vorbei an alten Häusern, Schloss und Theater.
Die Stadt ist sehenswert, aber nichts erinnert mich an meine Kindheit, wo wir als Wessis den Großonkel in der DDR besucht haben. Damals gab es für mich zwei Paar Turnschuhe in gelb und rot, irgendwo musste ja der Zwangsumtausch umgesetzt werden. Auf dem rheinischen Schulhof daheim konnte ich damit aber weniger punkten.
Wir landen in der Nähe des Schlosses irgendwo in einer urigen Kneipe. Es war schon verwunderlich, dass der Kellner uns Samstag um halb zwölf nach einer Reservierung gefragt hat … ja, er hätte noch irgendwo einen Platz. Der Laden war aber überraschenderweise ziemlich voll und auch gut.
Nach einer ruhigen Nacht am Schwimmbad geht für uns die Camper Tour durch das Erzgebirge zu Ende.
Wir machen noch einen Übernachtungsstopp in Lippstadt und dekorieren zu Hause den Küchentisch mit unserem Elch samt Schlitten aus Seiffen. Weihnachten ist noch ein paar Wochen hin, aber da sind wir gar nicht da, aber das ist ein anderes Kapitel…