TourTipp Allgäu

Wurzacher Ried

Das Wurzacher Ried ist das größte zusammenhängende und noch intakte Hochmoor Mitteleuropas und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 8 x 4 km südlich von Bad Wurzach. Schon bei der Fahrt nach Bad Wurzach kann man das Moorgebiet von den umliegenden Hügeln gut erkennen.

Das Ried ist Naturschutzgebiet und steht als europäisches Natur- und Vogelschutzgebiet unter besonderem Schutz. Zugänglich sind nur einige Randbereiche, empfehlenswert ist der südwestliche Bereich rund um den Riedsee. Dort wurde ein Torflehrpfad angelegt, der Eindrücke über den Torfabbau der letzten Jahrhunderte vermittelt. An seltenen Tagen fährt doch auch die Torfbahn, ein historisches Museumsbähnle und ein kleine Moormuseum.

In Bad Wurzach steht vor dem Kurhaus das Haus des Naturschutzzentrums mit der Erlebnisausstellung "Moor Extrem". Eine multimediale Ausstellung (auch für Kinder empfehlenswert) gibt Einblicke über das Leben und die Natur im Moor. Vom Kurhaus startet eine ca. 6 km lange Rundtour in das Oberried zum Riedsee und zum Torflehrpfad.

Das Wurzach Ried

Geologisch wurde das Gebiet in den Eiszeiten vom Rheingletscher geprägt. In der Riß-Eiszeit (vor 300.00 bis 130.000 Jahren) reichte der Gletscher bis in die Region und schob eine Endmöräne (Gesteinshügel) am am Gletscherende auf. Während der nachfolgenden Würm Eiszeit (von 115.00 bis 10.000 Jahren) reichte der Gletscher nicht ganz so weit, schob aber im Tal erneut die Gesteinsbrocken vor sich her, so das zwischen den beiden Moränen das Tal geschlossen wurde und ein See entstand.

Das Klima wurde wärmer und Wasserpflanzen verkrauteten den See. Tormoose siedelten sich an und bildeten über Jahrtausende eine bis zu 6 Meter dicke Torfschicht. Das Ried wird nur durch Regenwasser gespeist.

Was so in über 5 tausend Jahren an Torf entstand, wurde verstärkt ab 1920 als Brennmaterial abgebaut. Gräben wurden gezogen um das Ried zu entwässern, rund ein drittel des Moores wurde so nahezu trocken gelegt. Der 10 ha große Riedsee ist das ehemalige Torfstechgebiet und nach der Wiedervernässung entstanden.

Der Abbau von Torf zu Brennzwecken wurde Anfang der 60er Jahre eingestellt, der komplette Torfabbau (für Blumenerde) erst 1995.

Geteilt wird das Moorgebiet durch die Bundesstraße 465, bereits im 17 Jahrhundert wurde die Wegführung trockengelegt. Das intakte Kerngebiet liegt im östlichem Teil des Moores, rund 11 km lang ist die Umrundung (ohne Stichwege) des Bereiches.

Während in intakten Mooren die Pflanzenzersetzung durch das saure Wasser unmöglich ist und Torfschichten entstehen, beginnt der Zersetzungsprozess in trocken gelegten Mooren. Es gibt wissenschaftliche Studien die davon ausgehen, würden wir alle Moore in Deutschland wiedervernässen, hätten wir kein CO2 Problem.

Seit 1996 wird das Wurzach Ried wieder vernässt, dazu wurden die alten Entwässerungsgräben geschlossen und dort wo nötig Holzspundwände gesetzt.

Torflehrpfad

Vom Kurzentrum / Moormuseum ist der Torflehrpfad ausgeschildert. Hin- und zurück, inklusive Lehrpfad sind es rund 5 km. Der Weg folgt zunächst der Wurzacher Aich, vorbei an kleinen Moortümplen und quert dann die B465. Nach weiteren 500 Metern erreicht man den Riedsee und den Torflehrpfad.

Wer nur den lohnenswerten Torflehrpfad besuchen will, parkt am besten an der Dr. Harry Wiegand Straße. Der Parkplatz liegt an der  B465 stadtauswärts Richtung Leutkirch. 

Am kleinem Moormuseum und Lockschuppen der Moorbahn vorbei beginnt dort der Torflehrpfad. Die 12 Station auf dem 1,5 km langem Pfad geben viel Hintergrundinformation über das Moor und den Torfabbau.

Zu sehen ist zum Beispiel ein historischer Torfstich mit alten Geräten. An einer anderen Station man kann im Moor waten und im gegenüberliegenden Bach ein erfrischendes Fußbad nehmen - ganz im Sinne von Pfarrer Kneip.

Zwei Stationen widmen sich dem Riedsee. An dem 10 ha großem Moorsee können Reiherenten, Haubentaucher und Blässhühner beobachtet werden. Aussichtsbänke und kleine Stege laden zum verweilen ein. Der See ist übrigens nicht zum schwimmen geeignet: Naturschutzgebiet und braunes Moorwasser.

Die kurzweilige, auch für Kinder interessante Runde führt abwechslungsreich mal direkt am Hochmoor vorbei, über Holzstege und Waldwege. Man sollte sich ausreichend Zeit nehmen für die Runde nehmen. Der Torflehrpfad ist ganzjährig offen und kostet keinen Eintritt.

Am Parkplatz ist die urige Gaststätte "Wurzelsepp" mit großer Terrasse. Der üppige Fuhrpark an Kinder-Fahrzeugen an der Gaststätte lässt Kinderherzen höher schlagen. Hier können sich die Kleinen in Sichtweite der Terrasse auf dem Gelände austoben.

Moorbahn und Moormuseum

Am Parkplatz des Torflehrpfades (Adresse siehe Torflehrpfad) ist das Oberschwäbische Torfmuseum und die Haltestelle der Torfbahn.

2,5 km tuckert von hier die kleine Bahn durch das Moor zum Haidgauer Torfwerk und zurück. Während der gemütlichen Fahrt in den offenen Anhängern werden viele Information und Geschichten rund um das Moor erklärt.

Leider fährt die Bahn viel zu selten: April bis Oktober, jeweils nur am 2. Sonntag und 4. Samstag des Monats um 13:30, 14:30 und 15:30 Uhr. Der Lockschuppen und das kleine Moormuseum mit historischen Geräten auch nur an diesen Tagen von ca. 13 bis 17 Uhr geöffnet. (Stand: Sommer 2019)

Bad Wurzach

Das Kurzzentrum und das Naturschutzzentrum liegen im Zentrum von Bad Wurzach. Den Platz empfand ich persönlich als ziemliche Steinwüste. An das Naturschutzzentrum grenzt das ehemalige Franziskanerinnenkloster Maria Rosengarten.  Das Kloster wurde 1514 gestiftet, ab 1936 wurden hier die ersten Moorbäder angeboten. 2007 zogen die letzten Ordensschwester aus und das Gebäude wurde von der Stadt übernommen und saniert. Neben der Verwaltung des Naturschutzzentrums beherbergt das Gebäude heute auch die Bücherei, Sitzungsäle und das Archiv der Stadt Wurzach.

Das Thermalbad "Vitalium Therme" ist eine 3.200 qm große Therme mit Thermalbad, Fitness und Saunalandschaft. Bis zu 38 Grad warm sprudelt die 1994 angebohrte Thermalquelle in die Becken. Eine separate Saunalandschaft mit verschiednen Saunen und Außenbereich gehört zu der Anlage. Tageskarte inkl Sauna: 17 Euro (Stand 2019)

Das Barockschloss in Bad Wurzach ist vor allem für sein Barocktreppenhaus bekannt.  Über der Treppe thront als Deckenfresko ein antiker Götterhimmel, der zwischen 1723 und 1728 entstanden ist. Das Treppenhaus im Schloss ist frei zugänglich (8 bis 18 Uhr).

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