Schleswig-Holstein - Sylt • November 2021

Sylt - Tour zum Ellenbogen

Mit dem Rad zum nördlichsten Punkt Deutschlands

Man kann Sylt lieben oder hassen und das fängt schon bei der Anreise an. Sylt erreicht man entweder mit der Fähre von Dänemark oder mit dem (Auto) Zug über den Hindenburgdamm ab Niebühl. Mit der Bahn geht  das einfacher als gedacht, der Regionalzug RE6 verkehrt stündlich zwischen Hamburg-Altona und Westerland / Sylt und hat in der Regel auch ein Fahrradabteil.

Verlässt man in Sylt den Bahnhof wird man zunächst vom Autoverkehr erschlagen, und das sage ich als Großstädter. Es schein so, als müsste hier wirklich jeder mit seinem SUV über die wenigen Straßen auf der Insel fahren. Hinzu kommen noch die unzähligen Handwerker und Lieferanten die mit den Autozügen auf die Insel schwappen. Von der Verkehrswende ist man hier weit entfernt.

Westerland hat ein paar unübersehbare Bausünden, aber wenn schon Sylt, dann bedeutet das für mich Natur ausserhalb der wenigen Orte – unendliche Sandstrände und eine Dünenlandschaft bis zum Horizont.  Klar gibt es das auch auf Amrum, Föhr, und Pellworm, aber eben nicht mit bequem mit dem RE6 zu erreichen.

Fahrräder gibt es an jeder Ecke um den Bahnhof zu mieten. Bis zum Ellenbogen sind es gut 20 Kilometer durch die hügelige Dünenlandschaft, es empfiehlt sich also ein E-Bike zu nehmen, das liegt bei rund 25 Euro am Tag.

Radtour zum um Ellenbogen

Unser Quartier ist im beschaulichem Husum und wir nehmen kurz nach 9 Uhr den RE 6 nach Westerland. Planmäßig sind wir rund eine Stunde später auf Sylt, bequemer geht es kaum.

Vom Bahnhof laufen wir 5 Minuten zum Hundeladen „Pet Shop Boyz“ bei dem ich ein Lastend reserviert hatte. Unsere betagte Hundedame findet Rad-Anhänger ziemlich uncool und sitzt lieber vorne. Am Bahnhof mieten wir noch ein normales E-Bike und kurz danach quälen wir uns durch den Verkehr von Westerland. Erst ausserhalb der Stadt wird es richtig schön. Der Radweg verläuft abseits der Straße und der Blick auf die endlosen Dünen reicht bis zum Horizont.

Ein Radkarte braucht man nicht, die Wege sind beschildert oder man orientiert sich am nächsten Leuchtturm.

Die Tour durch die Dünen ist wirklich ein Traum und man erreicht nach einer guten Stunde den Abzweig zum Ellenbogen. Hier ist das auch Schluss mit dem Radweg und man muss sich die Straße mit den SUV teilen. Nach weiteren 3 Kilometern zweigt die Mautstraße in das Naturschutzgebiet Ellenbogen ab. Für Radfahrer und Fußgänger ist die kostenlos, Autos bezahlen 6 Euro.

Wir kommen am westlichen Leuchtturm vorbei und nach rund einem Kilometer erreichen wir einen unscheinbaren Parkplatz in den Dünen. Die Räder lassen wir stehen und nach einem kurzen Fußweg durch die Dünen sind wir am Ziel.

Vor uns liegt ein riesiger Sandstrand und dahinter das Meer bis zum Horizont - wir stehen am nördlichsten Punkt von Deutschland - ohne Karte oder GPS ist das kaum zu erkennen.

Zeit für einen kurzen Strandspaziergang muss sein, rechts das tosende Meer, links der ewig breite Sandstrand und unter uns Muscheln und Seetang der letzten Flut. Wir sind fast ein wenig wehleidig das wir hier nicht an einem warmen Sommertag entlang laufen und kehren zurück zu den Rädern.

Rücktour über List

Wir wollen noch etwas von der Insel sehen und fahren vom Abzweig zum Ellenbogen nach List. Der Hafen besteht nur aus einer riesigen Gastro-Meile und wir machen nur einen kurzen Halt für einen Kaffee. Dann geht es zurück Richtung Westerland, allerdings führt der Radweg hier wieder direkt neben der Straße. Erst als wir am Abzweig Ellenbogen wieder ankommen zweigt der Weg in die Dünenlandschaft ab. Es ist die gleiche Strecke wie am Vormittag, rund 20 Kilometer haben wir bis Westerland noch vor uns.

Ab Kampen wird es sportlich - mein Akku am Lastenbike ist leer und die Räder müssen bis 17 Uhr zurück gegeben werden. Aber auch das schaffen wir so grade und sitzen erschöpft aber glücklich im nächsten RE6 nach Husum.

Tourfazit

Sylt - wie viele andere Inseln auch - erschließt sich am besten mit dem Rad. Zu mindestens wenn man die Natur erleben will und nicht dem Insel-Shopping-Fieber erliegt.

Die Tour zum Ellenbogen ist nur eine von vielen auf Sylt, aber es ist eben die Tour zum nördlichsten Punkt Deutschlands und durchaus eine lohnenswerte. Wir haben die Tour Anfang November gemacht, um diese Zeit ist die Saison auf Sylt schon vorbei. Radverleiher, wenn überhaupt noch geöffnet, schließen dann deutlich früher, Bahnverbindungen sind ausgedünnt.

Im Frühjahr oder Herbst an einem Tag ohne Sturm ist wahrscheinlich die beste Zeit für die Tour, in der Hochsaison wenn alle Miet-Räder unterwegs sind wird auch keine wirkliche Freude aufkommen.

Und irgendwann gibt es mal einen Artikel über die Eckpunkte Deutschlands, den westlichsten und den nördlichsten Punkt kann ich bereits von meiner Bucket Liste streichen.